Quelle: jungefreiheit.de
WARSCHAU. Das polnische Parlament will einen neuen Anlauf unternehmen, Schächten einzuschränken. Laut dem neuen, von der regierenden Partei für Recht und Gerechtigkeit (PiS) eingebrachten Gesetzentwurf, soll das Schlachten in „unnatürlichem Zustand“ verboten werden.
Dies betrifft Schlachtvorgänge, bei denen das Tier nicht auf allen vier Beinen steht. Laut jüdischen Rechtsgelehrten macht dies ein Schlachten nach den jüdischen Gesetzen unmöglich. „Die Kashrut-Gesetze verbieten es, irgendeinen Druck auf das Messer auszuüben, um dem Tier unnötiges Leid zu ersparen“, erklärte der Vorsitzende des Europäischen Jüdischen Kongresses, Rabbiner Menachem Margolin, der israelischen Tageszeitung Yedioth Acharonot. Es sei aber unmöglich das Tier ohne Druck auf das Messer zu schächten, wenn es auf allen Vieren stehe.
Es drohen vier Jahre Haft
Für Margolin ist der Tenor des Gesetzentwurfs in „komplettem Gegensatz zur Religionsfreiheit in der Europäischen Union“. Gleichzeitig würde laut dem 48-seitigen Dokument, das die Verbesserung der Tiergesundheit anstrebt, auch der Export von geschächtetem Fleisch verboten.
Das würde wiederum einen enormen Preisdruck auf den israelischen Fleischmarkt ausüben, da israelische Supermärkte koscheres Fleisch aus Polen importieren. Auch für geschächtetes Fleisch innerhalb der Europäischen Union wäre dadurch mit einem Preisanstieg zu rechnen. 30 Prozent der polnischen Fleischexporte stammen von rituell geschlachteten Tieren.
Personen, die gegen die Neuregelung verstoßen, drohen laut dem Entwurf bis zu vier Jahre Haft. Polen hatte bereits 2013 das Schächten verboten. Ein Jahr später kippte aber der Verfassungsgerichtshof des Landes das Verbot mit der Begründung, es verletze die Religionsfreiheit. In Deutschland und Österreich ist Schächten verboten. Es gibt aber Ausnahmen. Anders ist die rechtliche Situation etwa in Dänemark. Dort gilt ein Verbot für betäubungsloses Schächten ohne Ausnahmen. (tb)