Quelle: idea.de
Leipzig (idea) – Bisher gab es viel Lob für die revidierte Lutherbibel, die im Oktober 2016 erschienen ist und von der bis Anfang August 432.000 Exemplare verkauft wurden.
Jetzt kommt von konservativen Lutheranern erstmals Kritik. Der Theologe Gottfried Herrmann (Zwickau) kommt in einer Auswertung zu dem Ergebnis, dass die Überarbeitung „wenig sinnvolle Verbesserungen“ und „viele unnötige Änderungen enthalte, die zur Verunsicherung der Bibelleser beitragen“. Er war von 1992 bis 2012 Rektor des Lutherischen Theologischen Seminars der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Leipzig.
Wie Herrmann in der Zeitschrift des Seminars schreibt, wurden an vielen Stellen selbst beim Wortbestand nur Kleinigkeiten ausgetauscht. Man frage sich, „ob dies wirklich nötig war oder ob die Revisionskommission nur ihre Berechtigung nachweisen musste“. Der Anspruch, dass die Ausgabe zur Lutherbibel von 1545 zurückkehrt sei, erschöpfe sich nicht selten darin, dass man an verschiedenen Stellen „altertümliche Ausdrucksweisen“ wiedereingeführt habe.
So heiße es zum Beispiel im Johannesevangelium 7,25 jetzt im Konjunktiv „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe“. In der Revision von 1984 wurde der Indikativ „stirbt“ verwendet. Im Lukasevangelium heiße es wieder „Ihr Otterngezücht“ (1984: „Ihr Schlangenbrut“). Ob durch die Verwendung des ursprünglichen Luthertextes die Verständlichkeit gefördert wurde, sei fraglich, so Herrmann. Eine Rückkehr zur christologischen Auslegung Luthers, etwa zu seinen Psalmenüberschriften, sei dagegen nicht erfolgt.
Der Theologe äußert sich auch kritisch zu den Erläuterungen sowie den Sach- und Worterklärungen in der Lutherbibel 2017. So werde der Beginn des Johannesevangeliums „… Gott war das Wort“ in der Fußnote so erklärt: „Gemeint ist: Von göttlicher Art war das Wort.“ Diese Aussage erweckt laut Herrmann den Eindruck, als ob Christus (das Wort, vgl. Vers 14) nicht wirklich Gott gewesen sei, sondern nur im minderen Sinne „eine Art von Gott“, wie es die Zeugen Jehovas behaupteten. [Weiterlesen]