Quelle: jungefreiheit.de
STUTTGART. Das Kultusministerium in Baden Württemberg hat bekannt gegeben, die überarbeiteten Bildungspläne erst nach den Landtagswahlen zu veröffentlichen. Die finale Fassung der grün-roten Leitprinzipien für die Bildungspolitik soll Kultusminister Andreas Stoch (SPD) bis zum 23. März zur Freigabe vorliegen, berichtete die Schwäbische Zeitung.
Bei dem aktuellen Entwurf der Bildungspläne handelt es sich bereits um den zweiten Anlauf der grün-roten Regierung. Dieser traf nun unter anderem bei der Evangelischen Kirche auf Zustimmung. Er sei eine Abkehr vom „unausgegorenen Arbeitsentwurf“ der einseitig auf das Thema „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ fokussiert gewesen sei, sagte der Bildungsdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Werner Baur.
Der grün-rote Bildungsplan hatte in den vergangenen zwei Jahren heftige Proteste und zahlreiche Demonstrationen zur Folge. Die Gegner des Bildungsplans lehnen auch die zweite Fassung ab. Die Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Vielfalt“ würde nach wie vor die „geschlechtliche Identität“ und die „sexuelle Orientierung“ fächerübergreifend im Schulunterricht verankern, kritisieren sie.
FDP: Landesregierung spaltet Gesellschaft
Auslöser für die Proteste um das Aktionsbündnis „Für Ehe und Familie – Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder“ war Ende 2013 die Online-Petition des Realschullehrers Gabriel Stängle gegen die erste Version des Bildungsplans, die vorsah, alle Leitprinzipien unter der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ zu unterrichten.
Grundlage der politischen Bildung in Deutschland sei der „Beutelsbacher Konsens“, der vor 40 Jahren in Remstal beschlossen wurde, sagte Stängle der JUNGEN FREIHEIT. Dieser Konsens sei in Gefahr, wenn „das Überwältigungs- und Indoktrinierungsverbot mißachtet wird,“ betonte Stängle mit Blick auf die neue noch in der Überarbeitung befindende Fassung des Bildungsplans.
Dieser begünstige eine „proaktive und tabufreie Sexualpädagogik“ und dies sei „seelische Gewalt gegenüber Kindern via Schulpflicht“, ergänzt die Organisatorin der „Demo für Alle“, Hedwig von Beverfoerde, die Sicht von Eltern. „Sie wollen nicht, daß Ideologen ihre Kinder mit Bildern, Texten und Spielen zu sexuellen Phantasien und Aktivitäten anregen.“
Die FDP wirft der Landesregierung vor, durch einen unsensiblen Umgang mit den Themen „Sexualität, Beziehung, Familie, Lebensgemeinschaft“ die Bevölkerung in zwei „unversöhnliche Lager“ gespalten zu haben. Der FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke und der FDP-Bildungssprecher Timm Kern würden nach Angaben der Schwäbischen Zeitung das Thema „Sexualität“ lieber nur im Fach Biologie der Klassenstufe 7/8 behandelt sehen. (mv)