Quelle: jungefreiheit.de
BERLIN. Die Deutsche Aids-Hilfe hat eine Facebook-Aktion gelobt, bei der HIV-positive sich dazu bekennen, ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Sofern die Erkrankten eine Therapie machen würden, sei gegen Sex ohne Kondom nichts einzuwenden, teilte der Verband mit.
„Die meisten Menschen wissen noch nicht, daß eine gut wirksame HIV-Therapie auch die Übertragung des Virus verhindert. Menschen mit und ohne HIV nutzen diese Schutzmöglichkeit bereits seit Jahren erfolgreich“, sagte Vorstandsmitglied Manuel Izdebski.
Dagegen heißt es von der Initiative „Gib Aids keine Chance“, eine „stabile und erfolgreiche HIV-Therapie“ senke zwar die Viruslast, „jede andere Infektion im Körper kann jedoch dazu führen, daß die HI-Viruslast im Blut erneut kurzfristig ansteigt“. Die Aids-Hilfe dagegen betont: „Bei Sexualität zwischen HIV-Positiven und Negativen kann aber Schutz durch Therapie eine völlig legitime und verantwortungsbewußte Entscheidung sein, die zu einer erfüllten Sexualität beiträgt.“ Bedingung sei jedoch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten.
HIV-positiver Homo-Aktivist: Ehrlichkeit „ziemlich egal“
Hintergrund der Debatte ist ein Facebook-Eintrag eines Sprechers des mit Steuergeldern finanzierten homosexuellen „SchLAu“-Netzwerkes, das in Schulen über Sexualität aufklären soll. Der Mann hatte auf Facebook geschrieben, er erzähle seinen Sexpartnern nicht von seiner HIV-Infektion: „Ich habe regelmäßig Sex ohne Kondom. Schutz durch Therapie macht es möglich.“ Ehrlichkeit gegenüber seinen Sexpartnern sei ihm mit Blick auf die Krankheit „ziemlich egal“.
Kritik daran kam von der nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Susanne Schneider (FDP):
Ein Sprecher von Schlau-NRW – eine Organisation, die mit Landesmitteln schwul-lesbische Aufklärungsarbeit für Jugendliche leistet – hat öffentlich über Facebook verbreitet, er habe trotz HIV-Infektion regelmäßig Sex ohne Kondom. Schutz durch Therapie mache das möglich. Ehrlichkeit bei Sexdates sei ihm ziemlich egal. Das ist meiner Meinung nach die falsche Botschaft.
Der Mann trat später von seinem Posten zurück. Das Homo-Netzwerk verteidigte die Äußerungen: „Die geäußerten Inhalte zu ‘Schutz durch Therapie’ sind wissenschaftlich fundiert, für unsere Bildungsarbeit wären sie jedoch verkürzt und nicht zielgruppenadäquat formuliert.“
Wissenschaftler betonen jedoch, daß selbst mit Therapie eine Ansteckung mit dem Virus nie ganz ausgeschlossen ist und raten deswegen zur Benutzung von Kondomen. (ho)