Quelle: jungefreiheit.de
STUTTGART. Der Widerstand wächst: 4.600 Menschen, fast doppelt so viele wie vor drei Monaten, sind am Sonntag zur fünften „Demo für alle“ in Stuttgart unter dem Motto „Ehe bleibt Ehe“ gegen die „Öffnung“ der Zivilehe für Homosexuelle, Gender-Ideologie und Kinder-Frühsexualisierung auf die Straße gegangen. Die Polizei, die die Veranstaltung mit mehreren Hundertschaften schützte, gab die Teilnehmerzahl mit „rund 4.000“ an.
Politiker von AfD, CSU und CDU, der Sprecher der französischen Bewegung „La Manif pour tous“, Jerome Brumet, und mit dem Stuttgarter Weihbischof Thomas Maria Renz erstmals auch ein Vertreter der höheren Geistlichkeit richteten Ansprachen und Botschaften an die Kundgebungsteilnehmer, unter denen sich zahlreiche Familien mit Kindern ebenso wie Kommunalpolitiker, Geistliche und Ordensleute befanden.
„Ehe und Familie sind in großer Gefahr“
„Diese Zahl ist großartig, ich bin begeistert“, erklärte die Koordinatorin des Veranstalterbündnisses, Hedwig von Beverfoerde, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Es habe sich als richtig erwiesen, den Protest in Baden-Württemberg zu bündeln, wo die ideologischen Experimente mit Gender-Umerziehung und „Ehe für alle“, die „wie ein Coup über uns gekommen“ sei, als Vorreiter für ganz Deutschland vorangetrieben würden.
„Die Öffnung der Ehe hat die Leute auf die Straße getrieben“, ist Hedwig von Beverfoerde sicher. In der grün-roten Landesregierung säßen Überzeugungstäter, die wöchentlich neue Vorlagen lieferten: „Mit der baden-württembergischen Bundesratsinitiative zur ‘Öffnung der Ehe’ ist klar, daß Ehe und Familie überall in großer Gefahr sind. Dagegen hilft nur großer und breiter Widerstand der Bürger, um zu signalisieren: Hier ist Schluß, hier wird eine rote Linie überschritten, das lassen wir uns nicht länger gefallen.“
„Sie sind nicht allein“, versicherte Jerome Brumet, Sprecher von „Manif pour tous“, dem Vorbild der „Demo für alle“: „Stoppen Sie die Gesetze, die nur darauf abzielen, die Familie zu zerstören, um die Menschen im Namen einer verlogenen Gleichheit und einer falschen Freiheit besser zu Sklaven machen zu können!“
„Angriff auf unsere Glaubensfreiheit“
Thomas Maria Renz, Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, erhoffte von der „Demo für alle“ einen „entscheidenden Anstoß“ für einen „respektvollen Diskurs über das Wesen des Menschen selbst“ und für die kritische Auseinandersetzung mit der unwissenschaftlichen Gender-Theorie.
Dieser Anstoß versetzt auch Teile der Union zunehmend in Bewegung. Malte Kaufmann richtete für die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Rhein-Neckar das Wort an die Teilnehmer und geißelte die „Indoktrination“ durch den Bildungsplan als „Angriff auf unsere Glaubensfreiheit“.
Thomas Jahn vom Konservativen Aufbruch der CSU, der mit 60 Unterstützern aus dem benachbarten Bayern angereist war, rief dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, auch nicht von linksextremen Straftätern: „Es wird Zeit, daß die grün-rote Landesregierung den Widerstand der gesetzestreuen Bürger und Steuerzahler zu spüren bekommt.“
„Raus aus den Hinterzimmern“
Beide Gruppierungen sind, ebenso wie der Evangelische Arbeitskreis der CDU-Kreisverbände Heilbronn, Mannheim und Rems-Murr und die baden-württembergischen „Christdemokraten für das Leben“, Mitglied des Aktionsbündnisses „Demo für alle“.
Jahns Appell, „Raus aus den Hinterzimmern – hier bei den Bürgern spielt die Musik“, den er ausdrücklich an „die CDU und andere bürgerliche Parteien“ richtete, ist jedoch noch nicht bei allen gleichermaßen angekommen.
Zwar hatten die CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, Bezirksvorsitzender der CDU Württemberg-Hohenzollern und Mitglied des baden-württembergischen Landesvorstands, und sein Abgeordnetenkollege Thomas Dörflinger ein Grußwort übermittelt, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Guido Wolf, immerhin Spitzenkandidat bei der bevorstehenden Landtagswahl im Frühjahr, bei der es für die Union um die Rückeroberung der Macht im Südwesten geht, hatte dagegen die Teilnahme von CDU-Landtagsabgeordneten an der „Demo für alle“ abgelehnt und den Demonstranten lediglich sein „Verständnis“ ausgesprochen.
Linksextremisten mit wenig Zulauf
Für die Konkurrenz steht dagegen längst fest, daß ein Thema, das so viele Bürger bewegt und auf die Straße bringt, zum Top-Thema im Landtagswahlkampf wird. Lukas Kahs, Sprecher des Landesfachausschusses „Familie und Demographie“ der Alternative für Deutschland (AfD), hielt eine Rede an die Teilnehmer, unter denen sich auch die Stuttgarter Stadträte Heinrich Fiechtner, Eberhard Brett und weitere AfD-Politiker befanden. Karin Heepen attackierte als Vertreterin des von den Kleinparteien AUF und PBC gebildeten „Bündnis C – Christen für Deutschland“ die „totalitären Methoden“ der Gender-Ideologen. Auch die Republikaner hatten zur Teilnahme an der „Demo für alle“ aufgerufen.
Die linksextremen Gegendemos fielen mit nur 250 Teilnehmern erheblich kleiner aus als bei der vorherigen „Demo für alle“, waren dafür aber um so aggressiver und gewaltbereiter. Das massive Polizeiaufgebot von mehreren Hundertschaften mußte wiederholt Provokationen und Blockadeversuche abwehren. Elf Platzverbote wurden ausgesprochen, acht Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Beleidigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte gestellt sowie Messer, Pfefferspray und Vermummungsmaterial beschlagnahmt.
„Wir sind keine Homo-Hasser, wir hassen niemanden, aber wir wehren uns gegen politische Indoktrination und Bevormundung“, betonte Organisatorin Hedwig von Beverfoerde bei der Abschlußkundgebung. Den Haßparolen der Linksextremisten hielten die 4.600 Teilnehmer zum Abschluß der Veranstaltung den Choral „Großer Gott, wir loben dich“ entgegen. (mp)