26. Januar 2022

Islamkritikerin wirft Westen Feigheit vor

Quelle: jungefreiheit.de

Die niederländische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali, Foto: The AHA Foundation

BERLIN. Die niederländische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali hat dem Westen „Feigheit“ vor radikalen Moslems vorgeworfen. „Was ist es denn für ein Signal an Frauen, Kinder und Homosexuelle in der muslimischen Welt, wenn nicht einmal westliche Liberale es wagen, die rückwärtsgewandten muslimischen Eliten herauszufordern? Das ist Feigheit“, sagte Ali im Interview mit der Welt. Schuld sei kultureller Relativismus, wie Ali in ihrem neuesten Buch „Reformiert euch!“ beschreibt.

„Da wird das Hohelied auf die Freiheit gesungen, nur von muslimischen Einwanderern will man die Einhaltung ebendieser Freiheiten nicht einfordern“, kritisiert Ali. Nach Auffassung der 46 Jahre alten Politologin setze insbesondere Europas linke Elite das Beharren auf diese Freiheiten zu häufig mit „westlichem Rassismus“ gleich.

Ali führt die gegenwärtige Attraktivität des radikalen Islam auf die Verwöhntheit und Ignoranz seiner jungen Anhänger zurück, denen Unterdrückung nicht bekannt sei. „Wer 1989 geboren wurde, ist heute 25 Jahre alt und hat keine Ahnung mehr davon, was es bedeutet, unfrei zu sein, nicht genug zu essen zu haben, keine Bewegungs- oder Pressefreiheit zu genießen.“

Hoffnung auf Reform-Islam

Die Islamkritikerin hält eine Reformierung des Islam für möglich. Mit dem „arabischen Frühling“ hätten neue Bewegungen begonnen, Autoritäten zu hinterfragen. „Die Menschen sehen den Widerspruch als Option. In Ägypten sind die Menschen ein zweites Mal auf die Straßen gegangen, als sie mit der herrschenden Muslimbruderschaft nicht zufrieden waren“, bekräftigte Ali im Interview mit der Bild. Sie fordert deswegen mehr Unterstützung für moslemische Dissidenten von Unternehmen des Silicon Valley und von Hollywood.

Die bekennende Atheistin wuchs in Somalia, Saudi-Arabien und Kenia in einer liberal orientierten moslemischen Familie auf. Sie wandte sich vom Islam ab, nachdem ein Koranschul-Lehrer ihr den Schädel brach. Ihrer Zwangsheirat mit einem Cousin entkam sie 1992 durch Flucht nach Europa. Sie wurde bekannt durch Kritik an islamischen Grundsätzen.

Attacken gegen islamische Grundsätze

Im Gespräch mit der christlichen Tageszeitung Trouw 2003 nannte sie den Religionsstifter Mohammed „pervers“. Damit zog sie den Haß radikaler Moslems auf sich. Zudem unterstützte sie den Filmemacher Theo van Gogh bei seinem islamkritischen Film „Submission“. Aus diesem Grund hinterließ der islamistische Mörder van Goghs einen Drohbrief gegen Ali an dessen Leiche.

Heute ist die Islamkritikerin unter anderem an der Harvard University tätig. (cop)