20. Mai 2022

Ratzeburg geht gegen Standesbeamten vor

Quelle: jungefreiheit.de

Foto: privat

RATZEBURG. Weil sich ein Standesbeamter in Ratzeburg weigerte, ein lesbisches Paar zu trauen, muß der Mann nun mit beruflichen Konsequenzen rechnen. Der Pressesprecher der Stadt kündigte ein Disziplinarverfahren an. Gegenüber den beiden Frauen soll der Beamte seine Entscheidung mit seiner religiösen Einstellung gerechtfertigt haben.

Der Lesben- und Schwulenverband Schleswig-Holstein zeigte sich empört über den Vorfall. „Ich bin entsetzt. Das ist diskriminierend – schlimmer als in Bayern“, sagte Vorstandsmitglied Konstanze Gerhard. „Es ist unglaublich, daß es so etwas noch gibt.“ Auch der Bürgermeister der schleswig-holsteinischen Gemeinde, Rainer Voß (parteilos), kritisierte den Beamten. Diesem „stehen solche diskriminierenden Aussagen nicht zu“.

Kirche unterstützt Pärchen

Unterstützung bekam das lesbische Pärchen zudem von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. „Nach meiner Glaubensentscheidung und meiner Kenntnis der Bibel spricht nichts gegen die Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares. Dies ist auch die Haltung der Nordkirche“, betonte Pröpstin Frauke Eiben.

Die beiden Frauen hatten sich zuvor an die Presse gewandt und den Beamten scharf attackiert. „Wir fühlen uns diskriminiert. Er hat die homophoben Äußerungen auf Nachfrage nicht abgestritten.“ So habe der Standesbeamte ihnen gesagt, das Paar könne sich auch woanders verpartnern lassen. Er selbst könne dies wegen seiner religiösen Überzeugungen nicht. (ho)