29. Mai 2022

Meisners Kritik an Familienpolitik sorgt für Empörung

Quelle: jungefreiheit.de

Kardinal Meisner: Äußerungen zur Familienpolitik sorgen für Kritik Foto: Erzbistum Köln

KÖLN. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat mit seiner Forderung, Frauen sollten ermuntert werden, „drei, vier Kinder“ auf die Welt zu bringen, für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte: „Was er meint, den jungen Frauen von heute vorschreiben zu müssen, ist für mich als berufstätige Mutter und als Katholikin kränkend.“

Meisner werde offenbar von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt, betonte sie gegenüber der Bild-Zeitung. Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckardt, betonte, „die Zeiten, in denen ein Kardinal Frauen vorschreiben konnte, wie sie zu leben hätten, sind glücklicherweise vorbei“. Göring-Eckardt, die auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands ist, sagte, sie wünsche sich einen Kardinal, „der Väter lobt, die zu Hause bleiben und sich um ihre Kinder kümmern“.

Grüne und „Junge Unternehmer“ empört

Die Grünen-Politikerin forderte zugleich den Ausbau des staatlichen Krippensystems in Deutschland und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Heftige Kritik kam auch von den „Jungen Unternehmern“. Die Vorsitzende, Lencke Wischhusen, unterstrich, die Aussagen von Meisner seien „veralteter Schwachsinn“. Die Leistung von Frauen sei für die Wirtschaft unverzichtbar.

Unterstützung erhielt der Kölner Kardinal dagegen vom CSU-Bundestagsabgeordneten Norbert Geis. „Die hohe Leistung der Mutter, die sie durch die Erziehung ihrer Kinder erbringt, wird nicht in gebührender Weise anerkannt. Deshalb stimme ich Meisner uneingeschränkt zu!“

Meisner: Familienpolitik erinnert an DDR

Hintergrund ist ein Interview Meisners mit der Stuttgarter Zeitung. Darin hatte er die Familien- und Ausländerpolitik der Bundesregierung heftig kritisiert. Nur auf Zuwanderung zu setzen, „wie es jetzt Frau Merkel tut“, sei der falsche Weg, betonte der Erzbischof. „Wir können doch den Portugiesen und den Spaniern nicht die Jugend und damit die Zukunft ihres Landes wegnehmen, nur aus Egoismus.“

Die derzeitige Entwicklung, Frauen zunehmend aus den Familien herauszureißen, erinnere ihn an sein Leben in der DDR. „Ich habe ja die ganze einseitige Tragik mitgemacht in der DDR. Dort hat man den Frauen eingeredet, wer wegen der Familie zu Hause bleibe, sei dement.“ (ho)