24. September 2021

Christen sind die Feinde der Revolution

Quelle: opendoors

Foto: Open Doors

Christen sind die Feinde der Revolution
Sie predigen oft Werte, die denen der Revolution entgegengesetzt sind.

(KELKHEIM, 26. April 2013) – Sein Feindbild ist klar. Seine Worte sind es auch. Joaco, der Anführer der 32. Kompanie der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) in der kolumbianischen Provinz Putumayo spricht eine deutliche Sprache: „Christliche Versammlungen in der Region sind untersagt. Wenn ihr bleiben wollt, bitte, aber arbeiten müsst ihr etwas anderes.“ Das sagt er den Pastoren. Die meisten von ihnen sind ohnehin hauptberuflich Bauern. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, haben die Guerillakämpfer kürzlich in diesem Gebiet 12 Kirchen geschlossen. Unmissverständlich macht Joaco klar: „Das Evangelium darf nicht gepredigt werden.“

Christen sind die Feinde der Revolution

Die FARC verfolgt Pastoren von wachsenden Gemeinden. Christen predigen oft Werte, die denen der Revolution entgegengesetzt sind. Von Seiten der FARC wird immer wieder versucht, die Christen einzuschüchtern, da die Rebellen in der Kirche ihren größten Feind sehen. Wird ein Kämpfer der FARC Christ, legt er seine Waffen nieder und beteiligt sich nicht mehr an den Guerillakämpfen. Das ist in der Vergangenheit sehr oft passiert. Die Kirche wächst hier schnell. Jede der von den Rebellen geschlossenen Kirchen hatte zwischen 70 und 100 Mitgliedern. Dazu kamen noch Kinder.

Für alle Rebellen ist es wichtig, die Region Putumayo zu kontrollieren. Die Gegend ist wirtschaftlich von Bedeutung, weil es dort Erdöl gibt. Außerdem floriert aufgrund der Nähe zu Ecuador und Peru der Drogenhandel. Neben der FARC nutzen auch andere illegal bewaffnete Gruppen das Gebiet für ihre Drogengeschäfte.

Christen treffen sich in Privathäusern

Weil Christen sich nicht mehr öffentlich versammeln dürfen, treffen sie sich nun in kleinen Gruppen in ihren Häusern, um gemeinsam in der Bibel zu lesen und zu beten. Trotz der Einschränkung, finden sie Möglichkeiten, im Glauben zu wachsen. Die meisten von ihnen sind in den letzten zwei, drei Jahren zum Glauben gekommen. Die Rebellen versuchen, mehr über die Christen zu erfahren. Um besser über die Aktivitäten von Christen informiert zu sein, benutzen sie Spitzel, die sich als Zivilisten in die noch offenen Gemeinden begeben, um dort vor allem die Pastoren zu beobachten. Haben sie genug Informationen gesammelt, gehen sie auf den Pastor zu und schüchtern ihn ein. Manchmal begrenzen sie seine Arbeit nur, aber oft wird er aus seiner Gemeinde und seinem Ort vertrieben. So wird versucht, das Wachstum der Kirche zu verhindern.

„Wie lange können wir noch bleiben und wo gehen wir dann hin?“

Die FARC verbietet den Kirchen, Spenden einzunehmen, etwa den Zehnten und bezichtigt die Kirche des Diebstahls. Sie versucht so, ein schlechtes Bild von der Kirche in der Öffentlichkeit zu zeichnen. Die meisten Christen in dieser Region, selbst die Pastoren sind noch jung im Glauben. Angesichts zunehmender Spannungen in einem bewaffneten Konflikt stellen sich immer mehr von ihnen die Frage: Wie lange werden wir noch bleiben können? Die Gläubigen sind allesamt Bauern und wägen ihre Optionen ab. Einige von ihnen möchten jetzt schon gehen und alles hinter sich lassen, was auch bedeutet, das wenige, was als Lebensgrundlage dient, zurückzulassen. „Wenn ich jetzt gehe, wo gehe ich hin?“, ist eine Frage, die immer wieder zu hören ist.

10 Stunden mit Bus und Schiff zum nächsten Gottesdienst

Da in der Region selbst kein Gottesdienst veranstaltet werden darf, und den Christen viel Feindseligkeit entgegenschlägt, nehmen viele von ihnen nun weite Wege in Kauf. Sonntags reisen sie 10 Stunden mit Bus und Schiff, um einen Gottesdienst besuchen zu können. Immer wieder versuchen einige auch, zu Hause einen kleinen Gottesdienst zu feiern. Das ist aber gefährlich. So wurden neulich vier Pastoren von einem Spitzel entdeckt. Die Folge: Die bewaffneten Rebellen zwangen sie ins Exil. (Einige Pastoren und Gemeindemitglieder reisen nun Sonntag für Sonntag 10 Stunden mit Bus und Boot in Nachbarregionen, um einen Gottesdienst besuchen zu können. Siehe Foto: Open Doors)

Gottes Wort über Radiowellen

Nach der Schließung der Kirchen suchten die Mitglieder nach Alternativen, um auf Gottes Wort zu hören. Als eine gute Möglichkeit stellte sich die Radioarbeit heraus. Mit der Unterstützung eines christlichen Journalisten aus der Region gründeten Christen einen lokalen Radiosender. Seit Ende 2012 gibt es Bibelarbeiten und christliche Musik über Radiowellen zu empfangen. Open Doors Koordinator *Pastor Santiago predigt Gottes Wort über diesen Radiosender. Viele Bewohner in der Region schalten heute ein, um diese Botschaften zu hören. Tagsüber gibt es Lobpreismusik, spezielle Programme für Kinder und weitere Predigten. Pastor Santiago sagt: „Der Sender dient den Gläubigen, die sich jetzt nicht mehr versammeln dürfen, um gemeinsam anzubeten und er hilft Kindern, das Evangelium zu hören und zu verstehen.“

*Name geändert.