19. Januar 2022

Junge Union streitet über Adoptionsrecht für Homosexuelle

Quelle: jungefreiheit.de

Foto: Gerd Altmann/dezignus.com/pixelio.de

BERLIN. In der Jungen Union (JU) gibt es Streit über ein Adoptionsrecht für Homosexuelle. Anlaß ist das neue Grundsatzprogramm des CDU-Nachwuchses, das am kommenden Wochenende auf dem Deutschlandtag der JU in Rostock beschlossen werden soll. Darin heißt es im Kapitel „Familie“: „Ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partner lehnen wir ab.“ Mehrere Landes- und Kreisverbände fordern nun in Anträgen, den Satz zu streichen.

Nach Ansicht der Kreisverbände Ennepe-Ruhr, Gelsenkirchen, Recklinghausen und Unna gebe es „keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte dafür, daß Lebenspartnerschaften schädlich für das Kindeswohl“ seien. Die sexuelle Ausrichtung könne kein Parameter dafür sein, ob ein Kind mit der nötigen Fürsorge und Geborgenheit durch die Eltern aufwachse.

Während die Landesverbände Schleswig-Holstein und Thüringen ein Adoptionsverbot für Homosexuelle weitgehend ohne Begründung ablehnen, spricht sich der Kreisverband Mettmann sogar explizit für ein solches aus. „Ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partner befürworten wir“, heißt es im Änderungsantrag des Verbands.

Formulierung würde homosexuelle JUler vor den Kopf stoßen

Der Landesverband Sachsen & Niederschlesien warnt in einem weiteren Änderungsantrag, ein Adoptionsverbot für Homosexuelle stelle „in den Augen vieler Bürger eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung dar“. Es gebe keinen wissenschaftlichen Konsens darüber, „daß die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes Nachteile erfährt, wenn dessen Eltern nicht ‘klassisch’ Mann und Frau, sondern desselben Geschlechts“ seien.

Der Kreisverband Jerichower Land sorgt sich zudem, eine solche Formulierung im Grundsatzprogram würde homosexuelle Mitglieder der Jungen Union „vor den Kopf stoßen“. Kritik kommt auch von den drei Berliner Kreisverbänden Neukölln, Reinickendorf und Lichtenberg: Eine Adoptionsverbot für Homosexuelle sei „im heutigen Zeitalter nicht mehr vertretbar beziehungsweise rückwärtsgewandt“.

Der Kreisverband Konstanz beantragte dagegen, den Satz im Programm durch folgende Voranstellung zu ergänzen. „Um die von uns geforderte Toleranz zu leben, setzen wir als Junge Union uns für Lesben und Schwule, Bisexuelle und Transgender als vollwertige und gleichberechtigte Bürger ein.“ Begründet wurde der Änderungsvorschlag mit der „Nächstenliebe Jesu Christi und der Toleranzforderung der Jungen Union“. Die Forderung eines „weiteren Rechteentzugs gegenüber einem geschätzten Fünftel der Bevölkerung ließen unseren Selbstanspruch und die Wirklichkeit weit auseinanderklaffen“, beklagte der CDU-Nachwuchs. (krk)