27. Januar 2022

Iran: Zum Tode verurteilter Pastor freigelassen

Quelle: idea.de

Der evangelische Pastor Youcef Nadarkhani ist frei. Foto: PR

Nach über 1.000 Tagen in Haft war es soweit: Youcef Nadarkhani (Foto) konnte zu seiner Familie zurückkehren. Der im Iran zum Tode verurteilte evangelische Pastor ist nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen überraschend freigelassen worden.

Rascht/Washington/London/Frankfurt (idea) – Der im Iran zum Tode verurteilte evangelische Pastor Youcef Nadarkhani ist nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen überraschend freigelassen worden. Der 35-jährige frühere Leiter einer Untergrundgemeinde mit rund 400 Mitgliedern nahm mit 19 Jahren den christlichen Glauben an. Er wurde wegen „Abfalls vom Islam“ und „Verbreitung nicht-islamischer Lehren“ angeklagt und zum Tode verurteilt. Seit 2009 saß er im Gefängnis von Rascht ein. Am 8. September sollte ihm wegen angeblich staatsfeindlicher Propaganda ein weiterer Prozess gemacht werden. Bei einer Verurteilung wäre auch in diesem Fall die Todesstrafe möglich gewesen. Vor Prozessbeginn verfügte das Gericht eine sechsstündige Anhörung. Während Beobachter mit einem harten Urteil rechneten, sprach das Gericht den Pastor vom Vorwurf des Glaubensabfalls frei. Es war aber überzeugt, dass Nadarkhani unter Muslimen evangelisiert habe. Dafür erhalte er eine dreijährige Gefängnisstrafe, die mit der Untersuchungshaft abgegolten sei, teilte das US-amerikanische Zentrum für Gesetz und Gerechtigkeit (ACLJ/Washington) mit. Nadarkhani sei daraufhin aus der Haft entlassen worden, so dass er zu seiner Familie zurückkehren konnte. Die Organisation Christliche Solidarität Weltweit (CSW/London) und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main, die auf ihren Internetseiten den Bericht bestätigten, erinnern daran, dass im Iran weiterhin hunderte Christen wegen ihres Glaubens inhaftiert seien.

Breite Unterstützung auch in Deutschland

Für Nadarkhanis Freilassung setzten sich führende deutsche Politiker und Kirchenrepräsentanten ein, darunter Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), die katholische Deutsche Bischofskonferenz, der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), und mehrere evangelische Kirchenleiter sowie die Deutsche Evangelische Allianz. Von den 74,2 Millionen Einwohnern Irans sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.