20. Mai 2022

Regierungspräsidium genehmigt umstrittenen Bluttest

Quelle: idea.de

90 Prozent der vorgeburtlich erkannten Down-Syndrom-Fälle abgetrieben. Foto: PR

Die Proteste von Lebensschutzorganisationen blieben letzlich wirkungslos – das Regierungspräsidium Freiburg hat der Markteinführung des umstrittenen „Praena-Tests“ zugestimmt. Mit diesem vorgeburtlichen Bluttest können Schwangere frühzeitig erkennen, ob ihr Kind am Down-Syndrom (Trisomie 21) erkrankt ist.

Freiburg/Konstanz (idea) – Trotz zahlreicher Proteste von Lebensschutzorganisationen und Behindertenvertretern hat das Regierungspräsidium Freiburg der Markteinführung des umstrittenen „Praena-Tests“ zugestimmt. Mit diesem vorgeburtlichen Bluttest können Schwangere frühzeitig erkennen, ob ihr Kind am Down-Syndrom (Trisomie 21) erkrankt ist. Die Freiburger Behörde ist zuständig, weil die für den Vertrieb in Deutschland und Österreich zuständige Firma Life Codexx im südbadischen Konstanz ansässig ist. Der von einem Schweizer Unternehmen entwickelte Test, für den ein paar Tropfen Blut ausreichen, soll riskante Fruchtwasseruntersuchungen überflüssig machen. Kritiker befürchten, dass ein positives Testergebnis dazu führe, dass Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben werden. Trisomie 21 führt zu geistigen Behinderungen und körperlichen Auffälligkeiten. Mit dieser Anomalie werden in Deutschland schätzungsweise jährlich etwa 700 bis 800 Kinder geboren.

CDL-Vorsitzende: Ende der Geburt von Down-Kindern in Deutschland

Gegen die Zulassung hatten die Christdemokraten für das Leben (CDL), die Ärztevereinigung Lebensrecht und andere Lebensrechtsgruppen sowie Behindertenverbände protestiert. Ende Juli organisierten sie eine Mahnwache in Konstanz. Daran beteiligten sich mehr als 100 Personen. Ihrer Ansicht nach wird der „Praena-Test“ vor allem zur vorgeburtlichen Tötung von geschädigten Föten führen. In Ansprachen bezeichneten der Rechtsanwalt Josef Dichgans (Überlingen/Bodensee) und der Arzt Gero Winkelmann (München) den Bluttest als absolutes Unrecht. Das Verfahren diene nicht zur Heilung, sondern ermögliche es einer Frau, sich ohne fachmännische Beratung für oder gegen ihr behindertes Kind zu entscheiden. Der CDL-Vorsitzenden, Mechthild Löhr (Königstein/Taunus), zufolge bedeute die Einführung des Tests das Ende der Geburt von Down-Kindern in Deutschland. In einem Schreiben an die Präsidentin des Regierungsbezirks Freiburg, Bärbel Schäfer, kritisierte Frau Löhr, dass der genetische Test ausschließlich auf die Selektion von Menschen mit Behinderung abziele. Er dürfe daher in Deutschland nicht zugelassen werden. Auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), hatte ein Verbot des Bluttests gefordert. Das Regierungspräsidium begründete seine Entscheidung damit, dass der „Praena-Test“ ein Medizinprodukt sei, das anders als ein Arzneimittel kein besonderes Zulassungsverfahren erfordere. Der rund 1.200 Euro teure Bluttest wird wahrscheinlich im August erhältlich sein.