28. Mai 2022

Terror in Kenia: Gewalt gegen Betende ist „abscheulich“

Quelle: idea.de

Foto: Ulla Trampert/pixelio.de

Bei zwei Angriffen auf Kirchen am 1. Juli im Nordosten Kenias wurden mindestens 17 Menschen getötet und über 60 verletzt. In der Kleinstadt Garissa haben zwei Gruppen vermummter Männer die Kirchen während des Gottesdienstes überfallen. Vertreter von Kirchen und Missionswerken verurteilten die Anschläge.

Nairobi (idea) – Mit Bestürzung und Aufrufen zum Gebet haben Missionswerke auf Terroranschläge in Kenia reagiert. Bei zwei Angriffen auf Kirchen am 1. Juli im Nordosten des Landes wurden mindestens 17 Menschen getötet und über 60 verletzt. In der Kleinstadt Garissa haben zwei Gruppen vermummter Männer die Kirchen während des Gottesdienstes überfallen. Wie der örtliche Polizeichef, Philip Ndolo, sagte, seien zwei Attentäter zunächst in die Gemeinde der evangelikalen Afrikanischen Inland-Kirche eingedrungen und hätten dort eine Granate gezündet. Als die Menschen in Panik aus dem Gebäude stürmten, seien sie von zwei weiteren, vor der Kirche wartenden Männern beschossen worden. Zuvor hatten die Täter zwei Polizisten erschossen und ihre automatischen Waffen erbeutet, mit denen sie dann in die flüchtende Menge feuerten. Bei einem weiteren Granatenangriff auf eine katholische Kirche gab es drei Verletzte. Die Zahl der Opfer blieb hier so niedrig, weil eine Granate nicht explodierte. Alle Angreifer konnten unerkannt entkommen. Verdächtigt wird die somalische Al-Shabab-Miliz. Seit Oktober letzten Jahres bekämpft Kenia diese Revolutionsgruppen in ihrem Nachbarland, die mit Gewalt einen islamischen Staat errichten wollen und immer wieder Überfälle in Kenia verüben. Die mit dem Terror-Netzwerk Al-Kaida verbündeten Milizen kontrollieren große Teile Südsomalias. Bereits vor den Terroranschlägen hatten am 29. Juni Unbekannte vier ausländische Hilfskräfte, die in dem rund 80 Kilometer nordöstlich von Garissa gelegenen Flüchtlingslager Dadaab arbeiteten, entführt und ihren kenianischen Fahrer getötet. Von den Helfern aus Norwegen, Kanada, Pakistan und den Philippinen fehlt bisher jede Spur. Es wird vermutet, dass sie ins Nachbarland Somalia verschleppt wurden.

Vatikan: Religionsfreiheit verteidigen

Vertreter von Kirchen und Missionswerken verurteilten die Anschläge. Der Pressesprecher des Vatikans, Federico Lombardi (Rom), erklärte: „Gewalt gegen unschuldige Menschen, die sich zum friedlichen Gebet treffen, ist unsäglich abscheulich.“ Im Radio Vatikan rief er zugleich zur Solidarität mit den Opfern auf – auch in ähnlichen Fällen: „Es ist notwendig, die Religionsfreiheit von Christen zu verteidigen und solche unverantwortlichen Übergriffe zu verurteilen, die den Hass zwischen verschiedenen Religionen schüren.“

DMG: Für Versöhnung beten

Mit großer Betroffenheit reagierte auch die evangelikale Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG/Sinsheim bei Heidelberg), die mit 17 deutschen Mitarbeitern im Land arbeitet. „Wir beten besonders für die Hinterbliebenen und die einheimischen Christen“, sagte Pressesprecher Theo Volland der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die DMG-Mitarbeiter seien von den tragischen Ereignissen nicht betroffen. Direkt in Garissa sei aber die DMG-Partnerorganisation „Sheepfold Ministries“ (Schafhürden-Dienste) mit Nahrungsmittelhilfen und medizinischer Arbeit aktiv. Die DMG appelliert: „Bitte beten Sie, dass die Christen in Garissa mit Zeichen der Liebe und Versöhnung auf den Terror reagieren und Menschen durch die tragischen Ereignisse Jesus kennenlernen.“

DIGUNA: Mit Verfolgung muss man rechnen

Mit über 100 europäischen und einheimischen Mitarbeitern ist auch das evangelikale Missionswerk DIGUNA (Die gute Nachricht für Afrika) mit Sitz im mittelhessischen Haiger in Kenia aktiv. Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Burkhard Glasow zeigte sich beunruhigt darüber, dass das Land eventuell eine ähnliche Entwicklung nehmen könnte wie das westafrikanische Nigeria, wo es seit vielen Jahren immer wieder zu Anschlägen militanter Muslime auf Christen kommt. Dennoch werde man die evangelistische Arbeit zur Gründung von Gemeinden in Kenia auf keinen Fall einstellen: „Dass wir als Christen verfolgt werden, damit muss man rechnen.“

CBM ist in anderen Regionen tätig

30 Mitarbeiter, darunter 12 aus westlichen Ländern, arbeiten für die Christoffel-Blindenmission (CBM/Bensheim bei Darmstadt) in Kenia. „Leider muss man in afrikanischen Ländern immer damit rechnen, dass es zu Übergriffen kommt“, sagte die stellvertretende Pressesprecherin Marion Körner. Alles Menschenmögliche sei jedoch getan, damit solche Angriffe auf CBM-Einrichtungen verhindert werden können. Die Region rund um das Flüchtlingslager Dadaab im Nordosten meide man aus prinzipiellen Erwägungen. Dort sei es zu gefährlich für Ausländer: „Die Menschen hungern auch in anderen Landesteilen, wo wir ihnen helfen.“