28. November 2021

Bei Problemen nicht aufgeben, sondern an Gott abgeben

Quelle: idea.de

Der „Buch- und Musik-Missionar“ Friedrich Hänssler ist 85 Jahre alt. Foto: PR

Holzgerlingen (idea) – Bei Schwierigkeiten sollte man nicht aufgeben, sondern seine Probleme an Gott abgeben. Diesen Rat gibt der Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen bei Stuttgart) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

Hänssler – einer der führenden christlichen Verleger Deutschlands – feiert am 6. März seinen 85. Geburtstag. International bekannt wurde der schwäbische „Buch- und Musikmissionar“ durch geistliche Musikproduktionen, etwa einer 172 CDs umfassenden Johann-Sebastian-Bach-Edition. Als Lebensmaxime empfiehlt Hänssler, sich an das Wort des Apostels Paulus zu halten: „Ich habe mir vorgenommen, dass ich nichts anderes wüsste unter Euch, als allein Jesus Christus und den als Gekreuzigten“ (1. Korinther 2,2). Hänssler: „Darauf kommt es an und nicht auf den ganzen Pipifax drum herum!“ Ansehen gewinne ein Mensch nur dadurch, dass er von Jesus Christus angesehen werde. In seinem Leben habe er wiederholt Gottes Führung und Bewahrung erlebt, so Hänssler: „Deshalb ist für mich klar: Mit dem Wort der Bibel kann ich leben und sterben.“

Nachfrage nach theologischer Literatur nimmt ab

Als wichtigste Aufgabe seines Verlags bezeichnete Hänssler die Verbreitung von Bibeln. Er habe eine Reihe von Menschen kennengelernt, die durch eine Bibel zum christlichen Glauben fanden. Es lohne sich daher, den Samen weiter auszustreuen. Allerdings habe das Interesse an theologischer Literatur deutlich abgenommen. Zudem seien viele Christen seltener bereit, christliche Literatur zu verschenken. In den siebziger Jahren seien mit theologischer Literatur noch Auflagen von 800.000 Exemplaren möglich gewesen. Heute sei man froh, wenn man mit einem Buch 100.000 Exemplare absetzen könne. Die meisten Bücher starteten mit einer Auflage von etwa 3.000. Hänssler: „Generell ist aber spürbar, dass sich das theologische Grundwissen verflüchtigt. Ich fürchte, dass sich das noch rächen wird.“ Kritisch äußerte sich Hänssler auch zur Situation der Protestanten in Deutschland: „Leider gibt es viele Gemeinden, die sich im Kampf gegen die Welt eingeigelt haben und nach draußen nur noch die Stacheln aufstellen – das bereitet mir große Sorge. Dazu kommt, dass es zu viele Besserwisser gibt, die Gemeinden spalten, weil sie sich nicht über den Termin der Entrückung einig werden. Sie pflegen die Gartenzäune und vergessen dabei das Pflanzen.“

Teilnahme an Erschießungskommando war prägendstes Erlebnis

Als die aufregendste Zeit seines Lebens bezeichnete Hänssler die Jahre während des Nationalsozialismus. Durch den Zweiten Weltkrieg sei seiner Generation die Jugend gestohlen worden. Als 15-Jähriger erhielt Hänssler den Einberufungsbefehl zur Luftwaffe und erlebte als Flakhelfer die Bombenangriffe auf Stuttgart mit. Das für ihn prägendste Ereignis sei die Teilnahme an einem Erschießungskommando gewesen, so Hänssler: „Wir wurden in ein Waldgebiet gefahren und ein Offizier teilte uns mit: ‚Wenn Sie sich weigern zu schießen, werden Sie heute standrechtlich erschossen.’ Ich sah die Lastwagen, auf denen die Menschen saßen, die wir erschießen sollten. Ich schrie innerlich zu Gott: ‚Gott, wenn Du wirklich existierst, dann greife jetzt ein.’ Jeder von uns bekam ein Gewehr in die Hand gedrückt. Als schon die ersten zum Tode Verurteilten vor uns standen, Sekunden vor der ersten Salve, befahl mir ein Offizier: ‚Sie brauchen nicht zu schießen. Ihre Aufgabe ist es, die Toten zu versorgen.’ Ich betete damals: ‚Gott, ich möchte zu Dir gehören.’“

Initiator des Gebetsfrühstückstreffens im Bundestag

Hänssler übernahm 1958 den Hänssler-Verlag von seinem Vater und prägte mit Büchern, Tonträgern und Filmen die christliche Medienlandschaft. Heute gehört der Verlag zur Stiftung Christliche Medien (SCM). Zudem wirkte Hänssler in zahlreichen evangelischen Werken mit, darunter der Kammer für Publizistik der EKD und dem von ihm mit gegründeten Christlichen Medienverbund KEP. 22 Jahre leitete er den Württembergischen Brüderbund. Zudem ist Hänssler einer der Initiatoren des Gebetsfrühstückstreffens im Deutschen Bundestag. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz sowie die höchste Auszeichnung der württembergischen Landeskirche, die Johannes-Brenz-Medaille in Silber. Hänssler ist seit 57 Jahren verheiratet und Vater von sechs Kindern.