28. Mai 2022

Wie ein Christ Kindesentziehung begründet

Quelle: idea.de

Lüneburg (idea) – Der unter anderem wegen Kindesentziehung angeklagte bekennende Christ Axel Hüls (Hermannsburg bei Celle), hat seine Taten vor dem Landgericht Lüneburg mit seinem Glauben an die Bibel begründet.

Der 38-jährige arbeitslose Krankenpfleger hatte im vergangenen Jahr seine vier minderjährigen Kinder nach Nordafrika gebracht. Nach 136 Tagen hatte ihn die Polizei am 7. September in Kairo aufgespürt und mit seinen Kindern Jonas (9), Benjamin (7), Miriam (5) und Lisa (4) nach Deutschland gebracht. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Am ersten Verhandlungstag am 24. Januar begründete Hüls seine Taten damit, dass er seine Kinder vor der Erziehung durch seine von ihm getrennt lebende Ehefrau Katja schützen müsse. Die 31-Jährige, die einen Lebensgefährten hat, sei eine Ehebrecherin und betreibe Unzucht. Hüls wollte es nicht hinnehmen, dass seiner Frau im April 2011 das alleinige Sorgerecht zugesprochen worden war. Wenige Tage vor Ostern verschaffte er sich mit einem nachgemachten Schlüssel Zugang zu ihrem Haus und entwendete die Pässe, Geburtsurkunden und Sparbücher der Kinder. Dann holte er die Kinder angeblich zu einem Osterausflug ab, flog aber mit ihnen nach Ägypten, um dem Zugriff der Polizei zu entgehen. Zeitweilig hielt er sich mit ihnen auch im Sudan auf. Die Staatsanwaltschaft wirft Hüls neben Kindesentziehung auch Einbruch und Diebstahl vor. Kindesentziehung sieht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft vor, in schweren Fällen bis zu zehn Jahren.

Hüls: Gottes Recht geht vor

Frau Hüls sagte aus, dass ihr Mann sich seit Jahren immer mehr in die Bibel vertieft und von der Familie entfernt habe. Nachdem er im Jahr 2004 arbeitslos geworden war, habe er keine neue Tätigkeit in seinem Beruf aufgenommen, weil er dies nicht mit seinem Glauben vereinbaren könne. Er habe Missionar werden wollen, aber keine ihm geeignet erscheinende Bibelschule gefunden. 2005 trat Hüls aus der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche aus, weil ihm die theologisch konservative Freikirche zu liberal erschien. Im Jahr 2009 trennte sich Frau Hüls von ihm und fand einen neuen Partner, mit dem sie jedoch nicht zusammenlebt. Hüls selbst sieht den Lebenswandel seiner Frau als Sünde an. Das könne er aus biblischer Sicht nicht zumuten. Dass die Justiz seiner Frau das alleinige Sorgerecht zugesprochen hat, könne er nicht akzeptieren; für ihn sei das Recht Gottes höherrangig. Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage am 7., 9., 14. und 16. Februar angesetzt.