22. Mai 2022

Mission heute: „Hinhören – aufbrechen – weitersagen“

Quelle: idea.de

Der Sprecher der Pietisten in der EKD-Synode, Dekan Volker Teich. Foto: PR

Magdeburg (idea) – Viele Menschen können heute mit dem christlichen Glauben nichts mehr anfangen; sie sind gleichgültig oder trauen der Kirche keine Antworten auf grundlegende Fragen mehr zu. Wie können Christen ihnen die christliche Botschaft nahebringen?

Mit dieser Frage hat sich die Synode der EKD auf ihrer Tagung vom 6. bis 9. November in Magdeburg beschäftigt. Schon vor zwölf Jahren war „Mission“ das Schwerpunktthema der Leipziger Tagung des „Kirchenparlaments“. Seither habe dieses Thema einen neuen Stellenwert bekommen, heißt es in einer „Kundgebung“, die in Magdeburg einmütig bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen wurde. Zwischen Landeskirchen und missionarischen Bewegungen seien Brücken gebaut worden; Gemeinden hätten sich für eine Vielzahl von missionarischen Formen geöffnet, etwa Glaubenskursen. Wenn die Synode jetzt das Thema Mission wieder aufgreife, gehe es nicht vorrangig um die Bewältigung kirchlicher Mangelerscheinungen oder Mitgliedergewinnung, sondern um die Verbreitung der christlichen Botschaft. Dies könne in drei Schritten geschehen: Hinhören – aufbrechen – weitersagen.

Nicht immer auf alles eine schnelle Antwort

Christen sollten zunächst auf das hören, was Menschen bewegt. So löse etwa die Krise in der Finanzwelt tiefe Verunsicherung aus. Ferner breite sich in einer „beschleunigten Welt“ ein Gefühl von Erschöpfung aus. Zugleich wachse die Sehnsucht nach Zuspruch, Entlastung und Konzentration. Das Evangelium spreche vom Trost für die verängstigte Seele und von Überwindung von Angst in der Welt. Aber auch für die Kirche sei das stete Hinhören auf das Evangelium lebensnotwendig. Es rufe immer wieder zur Hinwendung zu Gott auf. Wörtlich heißt es in der Kundgebung: „Wir sind als Kirche darin glaubwürdig und anziehend, dass wir nicht immer auf alles eine schnelle Antwort haben, sondern uns von Gott verändern lassen.“ Der Umkehr zu Gott entspreche ein Glaube, der Zweifel bekenne, eine Verkündigung, die sich unbequemen Fragen stelle, und eine Mission, die selbst auf dem Weg sei und lerne. Die Kirche werde freilich nicht missionarischer, wenn sie mehr tue, sondern wenn sie ihr Tun gezielter und klarer ausrichte. Auch die Fähigkeit der Kirche zur Selbstbegrenzung sei ein Glaubenszeugnis.

„Anstößiges Wort vom Kreuz“

Ferner befreie das Evangelium zur Begegnung mit Menschen anderer Herkunft, Kultur und Religion. Zudem gehöre das Bezeugen des eigenen Glaubens zusammen mit dem Eintreten für das Recht der Anderen auf ihr religiöses Bekenntnis. Innere Einkehr öffne die Kirche zu neuem Handeln in der Welt; sie sei politisch engagiert. Im Zentrum der Botschaft des Evangeliums stehe freilich „das anstößige Wort von Kreuz und Auferstehung“. Es rede von Sünde, Scheitern und Neuanfang. Diese Botschaft dürfe man nicht verschweigen. Zusammenfassend heißt es: „Mission, die sich am Evangelium von Jesus Christus orientiert, ist fröhlich und zugewandt, kommunikativ und frei. Sie bringt sich ein in die gesellschaftliche Gestaltung von Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Lebensstil.“

Pietisten begrüßen Kundgebung

In der Aussprache begrüßten der Sprecher der Pietisten in der EKD-Synode, Dekan Volker Teich (Schorndorf), und der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack den Kundgebungstext und wünschten eine weite Verbreitung. Die Sozialarbeiterin Susanne Mauch-Friz (Stuttgart) beanstandete, dass der Text für „normale“ Menschen schwer verständlich sei. Manche Sätze könne sie weder „Hinz und Kunz“, noch ihren Kindern erklären.