28. Mai 2022

Mehr vom Gericht Gottes predigen?

Quelle: idea.de

Foto: sigrid rossmann/pixelio.de

Wetzlar (idea) – Der Ewigkeitssonntag (20. November) erinnert auch an das Jüngste Gericht. Aber nur noch selten wird darüber gepredigt. Was spricht dafür und was dagegen? Konträre Meinungen zu diesem Thema vertreten zwei evangelische Theologen in Beiträgen für die Evangelische Nachrichtenagentur idea.

Eine Lanze für die Gerichtspredigt bricht Friedhelm Appel (Kandern/Schwarzwald), Leiter für kreative Evangelisation beim Janz Team, das mit Musik-, Verkündigungs- und Bildungsdiensten sowie durch Freizeiten zum Leben mit Jesus Christus einlädt. Wer glaube, dass Jesus wiederkomme, „zu richten die Lebenden und die Toten“, wie es in der Bibel (2. Timotheus 4,1) und im Apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugt wird, müsse auch darüber predigen – freilich „sachlicher, kontextsicherer, selbstverständlicher und ohne Panikmache“, so Appel. Gott nehme den Vertrag (Testament, Bund) ernst, den er mit den Menschen geschlossen habe. Vertragsverletzung habe bereits zur Verbannung der Menschheit aus dem Paradies geführt. Am Kreuz auf Golgatha habe Gottes Sohn Jesus Christus die negativen Konsequenzen getragen und den Vertrag erfüllt. Wer dies für sich akzeptiere, bekomme die positiven Konsequenzen für immer zugesprochen. Wer das aber nicht für sich in Anspruch nehme, bringe sich um ein erfülltes Leben hier und in der Ewigkeit. Appel: „So etwas kann nicht oft genug erklärt werden!“

Wer einen Richter zum Vater hat

Bedenken gegen scharfe Gerichtspredigten hat der Vorsitzende der Deutschen Evangelistenkonferenz, Pfarrer Johannes Eißler vom Amt für missionarische Dienste der württembergischen Landeskirche (Stuttgart). Er könne nicht mit dem „Holzhammer“ predigen wie beispielsweise der Begründer des Methodismus, John Wesley (1703-1791): „Du gottloser Mensch, der Du diese Worte hörst, Du elender, hilfloser, erbärmlicher Sünder! Ich lade Dich vor Gott, den Richter über alle, gehe geradewegs zu ihm mit all Deiner Gottlosigkeit.“ Hingegen redet Eißler eher leise vom Glauben – „fragend, tastend, zweifelnd, einladend, werbend, lockend“. Er habe Menschen erlebt, die aufgrund der Predigt vom Gericht Gottes religiös krank geworden seien. Wenn er vom Endgericht spreche, dann erzähle er von seinem Vater, einem Richter am Amtsgericht. Er habe erlebt, wie Angeklagte oder Zeugen gezittert hätten. Eißler: „Ich musste nicht zittern, weil ich den Richter kannte. … Weil ich sein Kind war. Und weil ich wusste, dass er die Güte in Person ist.“ In dieser Weise gelte es, „auf die Stimme des Vaters im Himmel zu hören“. Als Evangelist sei er ein „Gute-Nachrichten-Sprecher“, so Eißler.