Quelle: idea.de
Frankfurt am Main (idea) – Gegen eine Verflachung des christlichen Glaubens in Kirche und Gesellschaft hat sich der hannoversche Landesbischof Ralf Meister gewandt.Die Medien berichteten kaum noch über eine gut reflektierte Theologie, sagte 49-Jährige in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Journalisten sagten ihm, dass sie über seine Predigten nicht schreiben würden, wenn er nichts Politisches sage. Doch „Gesellschaftspolitik ist nicht das primäre Handlungsfeld der Kirche – das entspricht nicht ihrem Auftrag“, so Meister. Wenn in den Medien „vom Fußballgott und ähnlichen Gestalten geredet“ werde, habe das mit Gott nichts zu tun. Meister: „Der sogenannte Fußballgott besteht aus unseren Wünschen und Sehnsüchten nach allem, was uns sonst noch einfällt. Echte Frömmigkeit greift nach vollständig anderem. Und genau das muss die Kirche deutlich machen.“ Laut Meister hat auch die Kirche selbst zur Verflachung des Glaubens beigetragen: „Kein Mensch redet mehr über das Gericht.“ Außerdem werde nur sehr vage über das ewige Leben gesprochen: „Die dunkle Seite Gottes, die verborgenen Seiten – dieses Gottesbild lassen wir kaum noch zu.“
Der Bischof und die Auferstehung: „Unser Wissen ist Stückwerk“
Zur Frage, wie er die Auferstehung von den Toten sehe, sagte der Bischof: „An die unversehrte und körperliche Vollständigkeit, die sich die alte Tradition vorstellte, glaube ich nicht. Wir wissen nicht, in welcher Gestalt Jesus Christus uns entgegenkommt und in welcher wir nach unserem Tod aufgehoben sein werden – sicherlich nicht in unserer gegenwärtigen Körperlichkeit.“ In diesem Zusammenhang zitierte Meister den Apostel Paulus: „Unser Wissen ist Stückwerk.“ Auch als Bischof könne er nicht alle ethischen und religiösen Fragen beantworten: „Protestant zu sein heißt: Die alleinige Berufung auf den Glauben der Kirche, ein Bischofswort oder die Tradition reicht nicht: Nur die Gewissheit, die du für dich selbst formulierst und die in deinem Leben Wahrheit sein kann, wird dir auch helfen, das Leben zu bestehen.“
Die Kirche verspricht nicht „das Heil dieser Welt“
Auch Glaubenszweifel seien wichtig: „Wer seinen Glauben ohne intensiven Zweifel vorträgt, der hat vom Glauben nicht viel verstanden.“ Wie Meister weiter sagte, verspreche die Kirche „nicht das Heil dieser Welt“: „Es kann einem Christen passieren, dass sein ganzes Leben ein Hiob-Martyrium wird.“ Betroffenen könne die Kirche nur sagen, dass Gott auch selbst Schmerzerfahrungen gehabt habe: „Mir gibt das in meinem Leben Trost.“