Quelle: idea.de
Freiburg (idea) – Rund eine Million Besucher kommen jährlich in die 38 Autobahnkirchen in Deutschland. Viele schreiben dabei in ausliegenden Büchern Gebete und Gedanken nieder.
Die Einträge wurden jetzt erstmals vom Zentrum für kirchliche Sozialforschung (ZEKIS) an der Katholischen Hochschule Freiburg untersucht. „Es ging uns darum, herauszufinden, wie sich an den Autobahnen, wo das Unkontrollierbare und Unbeherrschbare jederzeit auf die Menschen zukommen kann, die religiöse Kommunikation gestaltet“, erläuterte der Religionssoziologe Prof. Michael Ebertz gegenüber idea. Die meisten der ausgewerteten rund 1.700 Einträge ließen darauf schließen, dass die Verfasser eine enge Bindung an die Kirche und den christlichen Glauben haben. In knapp zwei Dritteln der schriftlichen Gebete werde der persönliche, „gütige“ und „sorgende“ Gott angerufen. Andere „Personen des himmlischen Kosmos“ wie etwa Maria, Engel oder Heilige kämen dagegen nur selten vor. Dabei seien Varianten des Bittgebets häufiger als Dankgebete. Oft gehe es um Schutz vor Not oder Unfällen, aber auch vor den eigenen Fehlern. Die Bitten seien meist auf private Wünsche gerichtet und schlössen insbesondere die eigenen Familienmitglieder ein. Selten kämen in den Einträgen Klagegebete vor.
Die meisten Einträge in Zeiten mit vielen Unfällen
Nach Ansicht von Ebertz möchten die Besucher mit den handschriftlichen Einträgen in die Bücher möchten die Menschen „ihren Anliegen einen besonderen, weil persönlichen, dauerhaften und halböffentlichen Charakter geben“. Dabei kämen auch Texte an Mitmenschen vor, zum Beispiel an die Freundin oder wechselseitige Kommentare von Anliegenschreibern. Dass die meisten zwischen April und Juli geschrieben würden, könne man mit der Unfallstatistik erklären: „In diesen Monaten zeigt sich auf der Autobahn, wie zerbrechlich das menschliche Leben ist, denn dann fahren mehr Motorradfahrer und die Zahl der Unfälle mit Todesfolge steigt an.“