Quelle: idea.de
Algier/Kairo (idea) – Ein Ende der Benachteiligung von Christen in nordafrikanischen Ländern haben Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen gefordert. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) beklagte am 17. August, dass die ägyptischen Behörden beim Umgang mit Muslimen und der christlichen Minderheit zweierlei Maß anlegten.Dies zeigten zwei Entführungsfälle, die jetzt bekannt geworden seien. In dem einen Fall habe ein Großaufgebot der Polizei im April die 15-jährige Muslimin Zeina aus einer Oberschicht-Familie innerhalb eines Tages aus den Händen ihrer Kidnapper befreit. Fünf der Täter seien noch im gleichen Monat zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Ein weiterer Verurteilter müsse 15 Jahre hinter Gitter. Ganz anders verhält es sich Angaben der IGFM im Fall der 15-jährigen koptischen Christin Nabila Sedky, die von zwei Muslimen verschleppt worden und nach wie vor nicht zu ihrer Familie zurückgekehrt sei. Die Behörden hätten die Ermittlungen verzögert und Spuren ignoriert. Die beiden Verdächtigen seien nur „wegen massiv abgeschwächter Vergehen“ angeklagt worden. In Ägypten kommt es immer wieder vor, dass junge Christinnen entführt werden, um sie zwangsweise zum Islam zu bekehren. Der IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin (Frankfurt am Main) erklärte dazu: „Es darf nicht sein, dass der ägyptische Staat solchen Übergriffen durch Verzögerungen Vorschub leistet. Er muss mit aller Deutlichkeit gegen jede Diskriminierung vorgehen.“ Jeder Bürger Ägyptens habe ein Recht auf Schutz durch den Staat. Die IGFM appelliert an die deutsche Regierung, die Europäische Union und die internationale Gemeinschaft, Ägypten an seine menschenrechtlichen Verpflichtungen zu erinnern und deren Einhaltung zu fordern. Von den 83 Millionen Einwohnern des Landes sind 90 Prozent Muslime und etwa zehn Prozent Christen, meist Kopten.
Algerien: Anti-Missionsgesetz abschaffen
Ein Ende der Diskriminierung von Christen in Algerien fordert das Hilfswerk Open Doors. Zwar sei Mitte Juli die „Protestantische Kirche von Algerien“ (EPA) als Verbund aller evangelischen Kirchen vom Staat anerkannt worden. Doch gelte dies laut EPA-Präsident Mustapha Krim nicht für die einzelnen Mitgliedskirchen vor Ort. Die EPA wurde seit ihrer Gründung im Jahr 1972 von den Behörden lediglich geduldet. Krim zufolge muss jede einzelne Gemeinde und die Nutzung ihrer Versammlungsstätten offiziell genehmigt werden. Andernfalls verblieben Gemeinden im Stand der Illegalität und könnten geschlossen werden. Doch sei es faktisch unmöglich, eine staatliche Registrierung zu erhalten, so Krim. Anfang Mai hatte der Gouverneur der Provinz Béjaïa die dauerhafte Schließung aller sieben Kirchen der EPA in der Region angeordnet. Ein aus dem Jahr 2006 stammendes Anti-Missionsgesetz stellt außerdem Glaubensgespräche mit Muslimen unter Strafe. Gottesdienste ohne staatliche Erlaubnis sind verboten. Open Doors fordert die Abschaffung dieser Verordnung und hat dazu eine weltweite Aktion gestartet. Unterstützer werden aufgerufen, sich in Briefen an die jeweiligen algerischen Botschaften zu wenden und die Aufhebung des Anti-Missionsgesetzes zu fordern. Nach Angaben der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Mittleren Osten leben in Algerien bis zu 365.000 Christen – überwiegend ehemalige Muslime; das sind etwa 1,5 Prozent der 32,4 Millionen Einwohner. Die übrigen sind fast ausschließlich Muslime.