Quelle: idea.de
Frankfurt am Main (idea) – Entsetzen unter Menschenrechtlern hat ein Glückwunschschreiben der Partei „Die Linke“ an den kubanischen Diktator Fidel Castro ausgelöst. Die Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst verhöhnten die Opfer der Castro-Diktatur, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main. Zu Castros 85. Geburtstag am 13. August hatten die Linken-Chefs geschrieben, der Jubilar könne „voller Stolz auf ein kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken“ zurückblicken: „Die Errungenschaften des sozialistischen Kuba mit seiner Beispielwirkung für so viele Völker der Welt werden immer und zuerst mit Deinem Namen verbunden sein.“Wie es in dem von der kubanischen Botschaft in Berlin im Wortlaut veröffentlichten Schreiben weiter heißt, habe Castros Herrschaft „für Lateinamerika beispiellose soziale Errungenschaften in Bildung, Wissenschaft und Kultur, im Gesundheitswesen und Sport und in vielen weiteren Bereichen“ gebracht. Hingegen findet sich in den Glückwünschen der „Linken“ keine Kritik an der Einparteienherrschaft, der unterdrückten Meinungs- und Pressefreiheit oder willkürlichen Inhaftierungen von Dissidenten. Castro, der sich auch als „Größter Führer“ verehren lässt, war die treibende Kraft der kubanischen Revolution von 1959 gegen den Diktator Fulgencio Batista (1901-1973). Er errichtete eine kommunistische Diktatur; 2008 übergab er aus gesundheitlichen Gründen seine Ämter seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Raul.
Einer der „brutalsten und rücksichtslosesten Diktatoren“
Die IGFM reagierte mit „Entsetzen und Unverständnis“ auf den Gratulationsbrief der Linken-Parteivorsitzenden. Wer Fidel Castro bescheinige, „stolz“ auf seine Leistungen sein zu können, rechtfertige fünf Jahrzehnte brutalster Repression und Folter, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Wer Castro seiner „unzerbrüchlichen Freundschaft“ versichere, verhöhne die Opfer der Diktatur und verherrliche einen „Überwachungs- und Unrechtsstaat nach DDR-Muster“. Castro habe mit seiner Revolution eine rechtsgerichtete Diktatur durch eine totalitär-kommunistische ersetzt. Er werde als einer der „brutalsten und rücksichtslosesten Diktatoren“ in die Geschichte eingehen.
DDR stattete kubanische Stasi aus
Lessenthin weist darauf hin, dass die DDR die kubanische Staatssicherheit technisch ausgestattet und kubanische Agenten ausgebildet habe. Die Folge sei, dass die freiheitsliebenden Menschen auf Kuba noch heute unterdrückt, verfolgt und weggesperrt würden. Lessenthin: „Als Menschenrechtsverteidiger wünschen wir den deutschen Linken und den Castro-Brüdern, dass sie den Freiheitswillen des kubanischen Volkes endlich erkennen. Die Castros müssen mit der herrschenden Clique Platz machen für die Einhaltung der Menschenrechte und einen demokratischen Neuanfang auf Kuba.“ Gerade im Umfeld des Gedenktages zu 50 Jahren Mauerbau sei dies das einzige, was demokratische Politiker Fidel Castro zum Geburtstag wünschen dürften. Als „erfreulich“ bezeichnete es Lessenthin, dass sich die anderen im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien klar vom Inhalt des Gratulationsbriefes distanziert hätten.
Verfolgung regimekritischer Christen
Kuba gehört zu den 50 Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Auf dem Verfolgungsindex des Hilfswerk Open Doors liegt der Karibik-Staat auf Rang 41. Die IGFM hat immer wieder über Inhaftierungen und Benachteiligungen von Geistlichen berichtet, die das Regime als feindlich gesinnt einschätzt. So war am 8. Mai der regimekritische Baptist Juan Wilfredo Soto nach Misshandlungen durch Sicherheitsbeamte gestorben. Er gehörte zur „Zentralen Koalition der Opposition“, die seit 2008 Aktivitäten in Zentralkuba koordiniert. Polizisten hatten ihn in einem Park der Stadt Santa Clara zusammengeschlagen. Von den 11,2 Millionen Einwohnern Kubas bezeichnen sich rund 56,5 Prozent als Christen. Jeder vierte Bürger ist ohne Religionszugehörigkeit, und etwa 18 Prozent sind Spiritisten. 48,4 Prozent der Kubaner sind Katholiken und etwa 8 Prozent Protestanten; die übrigen Christen sind Orthodoxe und Anglikaner. Die Evangelikalen weisen ein jährliches Wachstum von etwa 3,5 Prozent auf.