30. November 2021

Wenn Fernsehprogramme Kindern schaden

Quelle: idea.de

Foto: Rolf van Melis / pixelio.de

München/Berlin (idea) – Manches, was tagsüber und abends im Fernsehen läuft, schadet Kindern und Jugendlichen. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM/München) der Landesmedienanstalten hat jetzt zahlreiche Beiträge wegen Sex und Gewalt gerügt.

Auch die Jugendzeitschrift „Bravo“ (Hamburg) gerät wieder in die Kritik. Im zweiten Quartal 2011 stellte die KJM insgesamt 47 Verstöße in Fernsehen und Telemedien gegen die Bestimmungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags fest; 31 Fälle entfielen auf die Reihe „X-Diaries“ (X-Tagebücher) von RTL II. Wegen ihrer aufdringlichen Darstellung von Sex und Alkohol sowie der derb-zotigen Sprache beeinträchtigten einige Inhalte die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren. Die Serie läuft montags bis freitags um 19 Uhr und wird laut KJM in der Folgewoche um 12 Uhr wiederholt – direkt vor der Ausstrahlung von Zeichentrickfilmen.

Urlauber lassen „alle Tabus hinter sich“

Die „X-Diaries – love, sun & fun“ erzählen erfundene Geschichten von deutschen Urlaubern am Mittelmeer. Die einzelnen Episoden werden laut KJM regelmäßig von zum Teil freizügigen Bildern vom Strand- und Nachtleben unterbrochen und mit Kommentaren wie „Auf der Insel lassen die Urlauber alle Tabus hinter sich“ versehen. Von April bis Juni 2011 stellte die KJM in elf Fällen eine Entwicklungsbeeinträchtigung für Jugendliche unter 16 Jahren (Sendezeitgrenze 22 bis 6 Uhr) fest, in 20 Fällen auch für Kinder unter zwölf Jahren (Begrenzung 20 bis 6 Uhr).

Prostituierte verkauft Sex-Gegenstände

Kritik übt die KJM auch an einer nachmittags gesendeten Ausgabe der RTL-II-Dokusoap „Der Promi-Trödeltrupp“. Dort wurde gezeigt, wie die Prostituierte „Molly Luft“ einschlägige Gegenstände aus ihrem Besitz zu Geld macht. Ferner wurden verschiedene Sexualpraktiken dargestellt. Wegen sexuellen Themen rügt die KJM auch einen Beitrag auf dem Musiksender Viva. In einer Episode der US-Comedyserie „The Hard Times of RJ Berger“ (Die schweren Zeiten des RJ Berger) wurden Oral- und Analverkehr angesprochen; als Umgangston herrsche Vulgärsprache vor.

Nachrichtenkanal zeigt Leichen

Wegen der jugendgefährdenden Darstellung von Gewalt geriet unter anderem der Nachrichtenkanal N24 in das Visier der KJM. In der Berichterstattung über eine Geiselnahme in Manila (Philippinen) wurden in Nahaufnahme die Leiche des erschossenen Entführers sowie tote Geiseln gezeigt. Einen Rüffel erhielt auch die Nachrichtensendung „Newstime“ von ProSieben, in der Ausschnitte des Spielfilms „Lebanon“ mit Vergleichen zu realen Kriegsereignissen kommentiert wurden. Wegen übermäßiger Gewalt war laut KJM eine Wrestling-Show (Schau-Ringen) schädlich für Jugendliche unter 18 Jahren, die über den Kanal „Sky“ ausgestrahlt wurde.

Vorwurf: Bravo verherrlicht Vergewaltigung

Die Jugendzeitschrift Bravo erregt unter anderem Anstoß beim Internetportal Mädchenmannschaft (Berlin). Sie wirft dem Blatt vor, in einer Foto-Lovestory Vergewaltigung zu verherrlichen. In der Bilderserie „Der One-Night-Stand“ werde Sex ohne gegenseitige Einwilligung dargestellt, ohne dies zu problematisieren. Dort macht ein Jugendlicher ein Mädchen betrunken und nutzt ihre hilflose Lage zum Geschlechtsverkehr aus. Hinterher erfährt die Jugendliche, dass er HIV-infiziert ist und kein Kondom benutzt hat. Zur Verharmlosung von Vergewaltigung kämen – so „Mädchenmannschaft – noch Vorurteile gegen HIV-Infizierte hinzu, die angeblich rücksichtslos Menschen „anstecken“. Das Portal empfiehlt Beschwerden beim Deutschen Presserat (Berlin).