Quelle: idea.de
Frankfurt am Main (idea) – Die sofortige Freilassung des in einer iranischen Todeszelle sitzenden Pastors Youcef Nadarkhani fordert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main.Er wurde am 22. September 2010 wegen angeblicher „Verbreitung nicht-islamischer Lehre“ und „Abfalls vom islamischen Glauben“ zum Tode durch den Strang verurteilt. Im Berufungsverfahren wurde das Urteil im Juli bestätigt. Am 28. Juli versuchte die IGFM, dem iranischen Konsul Mohammad Sadegh Abdollahi fast 4.000 Unterschriften zur Freilassung des Pastors im Generalkonsulat in Frankfurt am Main zu übergeben; die Annahme der Listen und jegliches Gespräch wurden jedoch verweigert. Zuständig sei die Botschaft der Islamischen Republik in Berlin, hieß es. Für den IGFM-Referenten für Religionsfreiheit, Walter Flick, ist die Abweisung durch das Generalkonsulat ein deutliches Signal: „Man lässt sich auf keinen Austausch mit Menschenrechtsorganisation ein!“ Die Inhaftierung und das Todesurteil bedeuteten einen Bruch von bindendem Völkervertragsrecht. Die Entscheidungsträger im Iran müssen sich dringend des Falls Nadarkhani – stellvertretend für alle weiteren Gefangenen aus politischen oder religiösen Gründen – annehmen.
Ehemaliger „Gefangener des Monats“
Die IGFM und die Evangelische Nachrichtenagentur idea hatten Nadarkhani im Dezember 2010 als „Gefangenen des Monats“ benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Erstmals war der Pastor im Dezember 2006 wegen „Verbreitung nichtislamischer Lehren“ verhaftet worden. Ohne Verurteilung ließen die Behörden ihn wieder frei. Als er das durch die iranische Verfassung garantierte Recht auf Religionsfreiheit in Anspruch nehmen wollte, wurde er am 12. Oktober 2009 erneut verhaftet. Seither sitzt er im Gefängnis der Geheimpolizei in der Stadt Lakan. Am 22. September 2010 verhängte die erste Kammer des Revolutionsgerichts die Todesstrafe gegen ihn. Sein Anwalt legte Berufung ein, doch der Oberste Gerichtshof von Qom bestätigte das Urteil. Man gab ihm eine weitere Möglichkeit, seinen Glauben zu widerrufen, sonst werde er exekutiert. Sollte das Urteil vollstreckt werden, wäre Nadarkhani laut IGFM seit etwa 20 Jahren der erste Konvertit, der aufgrund seines Glaubens hingerichtet würde. Von den 74,2 Millionen Einwohnern des Iran sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.