Quelle: jungefreiheit.de
BERLIN. Die Ernennung des bisherigen Kölner Weihbischofs Rainer Maria Woelki zum neuen Erzbischof von Berlin ist bei Homosexuellen auf Kritik gestoßen. Der schwule SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs sagte dem Tagesspiegel: „Die katholische Kirche ist schlecht beraten, jemanden in die Hauptstadt zu schicken, der offenbar ein Problem mit Homosexuellen hat.“Die katholische Kirche tue sich keinen Gefallen, „wenn sie den Vertreter einer rückständigen Glaubensrichtung in Berlin zum Bischof macht, da dies dem Lebensgefühl der Menschen widerspricht“, kritisierte der SPD-Politiker. Anlaß für Kahrs Kritik ist ein Bericht des Spiegel vom April, in dem Woelki mit den Worten zitiert wird, Homosexualität verstoße gegen die Schöpfungsordnung.
Der Arbeitskreis „Lesben und Schwule in der SPD“ (Schwusos) kritisierte die Ernennung Woelkis als negatives Signal: „Das wird den Dialog mit der katholischen Kirche erschweren“, sagte der Schwuso-Vorsitzende Ansgar Dittmar. Für Homosexuelle, die sich in der katholischen Kirche engagieren, seien Woelkis Äußerungen „ein Stoß vor den Kopf“.
„Menschenfeindliche Sexualpolitik“
Der „Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg“ lud den Berliner Ezbischof zu einem klärenden Gespräch ein. „Die Handlungspraxis des Erzbistums hat Einfluß auf das Leben vieler Menschen, darunter auch zahlreiche Lesben, Schwule und Transgender“, sagte der Geschäftsführer der Vereinigung, Jörg Steinert.
Die Jüdische Gemeinde und die evangelische Kirche seien im Umgang mit den Themen Homosexualität und Geschlechterrollen schon wesentlich weiter als die katholische Kirche.
Auch viele Gläubige hielten die Geschlechter- und Sexualpolitik der eigenen Amtskirche für menschenfeindlich. „Am zukünftigen Umgang mit dem Thema Homosexualität wird sich zeigen, wie menschenfreundlich Rainer Maria Woelki als Erzbischof sein will und ob er sich mit kritischen Fragen zur Politik der katholischen Kirche ernsthaft auseinandersetzt“, mahnte Steinert. (krk)