Quelle: idea.de
Leipzig (idea) – „DDR-Aufarbeitung und kein Ende?“ Um diese Frage ging es am 7. Juli in einer Podiumsdiskussion im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig.Dabei plädierte der Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann (Berlin) dafür, die DDR-Geschichte vor allem in der Schule stärker zu behandeln: „In vielen Klassen hört die Vermittlung der deutschen Geschichte doch mit dem 8. Mai 1945 auf.“ Es sei erschreckend, dass Untersuchungen zufolge 20 Prozent der Gymnasiasten fast nichts über die deutsche Teilung und das Leben in der DDR wüssten: „Sie halten Erich Honecker für einen alten Bandleader und Helmut Schmidt für den 2. Generalsekretär der SED.“ Für sie sei die DDR „so weit weg wie Napoleon oder Kaiser Wilhelm II.“. Die größte Herausforderung sieht Eppelmann darin, Jugendlichen die Unterschiede zwischen einer Diktatur, wie sie die DDR gewesen sei, und einer Demokratie, „wie die, in der wir leben“, deutlich zu machen.
Große regionale Unterschiede bei DDR-Aufarbeitung
Der Historiker und Leiter des Zeitgeschichtlichen Forums, Prof. Rainer Eckert, vertrat die Ansicht, dass kein Gebiet der jüngeren Geschichte so gut erforscht sei wie das von Opposition und Widerstand in der DDR. Seit 1990 habe es rund 2.000 entsprechende Forschungsprojekte gegeben. Dabei seien nicht die Universitäten Zentren der Aufarbeitung, sondern eher Institutionen wie das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (Dresden), das Institut für Zeitgeschichte (Berlin/München) oder Einzelpersonen, die selbst unter der DDR-Diktatur zu leiden hatten. Allerdings gebe es bei der Aufarbeitung große regionale Unterschiede: Während in Sachsen und Thüringen in den vergangenen 20 Jahren sehr viel getan worden sei, gebe es vor allem in Brandenburg noch große Defizite, so Eckert, der auch sein Buch „SED-Diktatur und Erinnerungsarbeit im vereinten Deutschland. Auswahlbibliografie zu Widerstand und politischer Repression“ vorstellte.
Es genügt nicht, Fakten zu vermitteln
Der Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter (Dresden), sieht Handlungsbedarf vor allem bei der didaktischen Vermittlung historischer Inhalte an Schulen. Es genüge nicht, einfach Fakten zu vermitteln. Um Schüler tatsächlich zu erreichen, sei es nötig, noch stärker als bisher Zeitzeugen einzubinden oder historische Orte zu besuchen. Richter sorgte im Herbst 1989 maßgeblich mit dafür, dass die Demonstrationen in Dresden friedlich verliefen. Damals war er katholischer Jugendkaplan und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Gruppe der 20“. Später war er unter anderem ehrenamtlicher Vorsitzender des Kinder- und Jugendringes Sachsen und ehrenamtlicher Direktor der katholischen Akademie.