Quelle: idea.de
Stuttgart (idea) – Bei evangelischen Glaubenstreffen am katholischen Fronleichnamstag haben Redner die Kirche gemahnt, sich stärker auf die Verkündigung der christlichen Botschaft zu konzentrieren.Sie solle öfter „sagen, was nur Christen sagen können“, nämlich dass es ein Leben über den Tod hinaus gebe, so der Fernsehmoderator und Bestsellerautor Peter Hahne (Berlin) beim „Christustag“ in Stuttgart. Konkurrenzlos auf dem Markt der Weltanschauungen und Religionen sei die Botschaft, dass der christliche Glaube „eine mächtige Kraftquelle in der Ohnmacht des Alltags“ sei, weil er Vergebung ermögliche und im Leid tröste. Dies sei interessanter als das „ewige Gejammer von der männer-dominierten atom-verstrahlten Welt voll gieriger Kapitalisten und kriegslüsterner Politiker“. Hahne zufolge ist nichts schlimmer als ein Christentum, das sich auf spektakuläre Großereignisse mit Allerweltsthemen beschränke und wegen seiner Belanglosigkeit zu einer Wohlfühlreligion verkomme. Die gesellschaftspolitische Pflicht von Christen bestehe darin, „ihren Mitbürgern, die einer globalisierten und überinformierten Welt ratlos gegenüberstehen, Hilfe und Hoffnung zu geben“. Der Stuttgarter „Christustag“ war einer von 17 regionalen evangelischen Glaubenstreffen in Baden-Württemberg, zu denen wie in Vorjahren etwa 11.000 Personen kamen. In den gottesdienstlich gestalteten Versammlungen legten rund 50 Redner Bibeltexte über die Hoffnung der Christen aus, darunter Landessynodale, Pfarrer, Dekane und Missionare sowie Leiter pietistischer Gemeinschaften und evangelikaler Werke. Veranstalter waren die württembergische Ludwig-Hofacker-Vereinigung, die solche Treffen seit 54 Jahren durchführt, und die Evangelische Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden.
Jesus Christus nicht zum „Gutmenschen“ machen
Der Vorsitzende der Hofacker-Vereinigung, Dekan Ralf Albrecht (Nagold/Schwarzwald), bezeichnete Christen als Hoffnungsleute, weil sie sich nicht von einer Weltuntergangsstimmung leiten ließen. Die biblischen Berichte über die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi zeigten, dass mit dem Tod nicht alles aus sei. Kritik übte Albrecht an Theologen, die „den Mann am Kreuz zu einem Gutmenschen“ machten, der angeblich alle Menschen bedingungslos annehme. Dies werde dem Anspruch von Jesus Christus, dass erst sein Blut Frieden zwischen Gott und Menschen ermöglicht habe, nicht gerecht. An die Gemeinden appellierte Albrecht, sich an der nächsten Evangelisation „Pro Christ“ zu beteiligen, „damit überall Menschen Gottes Wort hören und Kirchengemeinden wieder erblühen“. 2013 findet die zentrale „ProChrist“-Veranstaltung in Stuttgart statt und wird per Satellit europaweit verbreitet. Nach Ansicht des Sprechers der theologisch konservativen württembergischen Synodalgruppe „Lebendige Gemeinde“, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), sollte in der Kirche wieder mehr von der christlichen Hoffnung auf ein ewiges Leben im Paradies gesprochen werden. Vermutlich werde in den Bierzelten von Oktoberfesten öfter über den Himmel gespottet, als von den Kanzeln über ihn gepredigt.
Wachsamkeit gegenüber dem atheistischen Zeitgeist
In einem „Wort zur Lage“ rief der Vorsitzende der badischen Evangelischen Vereinigung für Bibel und Bekenntnis, Pfarrer Hermann Traub (Kraichtal bei Karlsruhe), zur Wachsamkeit gegenüber dem atheistischen Zeitgeist auf. Dem Propagieren sexueller Alternativen zur gottgewollten Ehe, dem Flirten mit den Weltreligionen und „gemeinsamen Gebete mit solchen, die irgendwie an einen Gott glauben“, müsse unter Hinweis auf die Bibel widersprochen werden. Bei einem „Jugend-Christustag“ in Stuttgart warb der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (Ludwigsburg) dafür, dass sich Christen stärker politisch engagieren. Sie könnten „Inseln der Hoffnung bauen und Orientierung geben, wo Menschen die Maßstäbe für ihr Leben verlieren“. Das Markenzeichen christlicher Politik sei, dass sie „mit den Problemen auf der Erde verbunden und im Himmel verankert“ sei.