Quelle: idea.de
Frankfurt am Main (idea) – Viele Frauen haben noch Jahre nach einer Abtreibung intensive Trauergefühle. Teilweise leiden die Betroffenen auch unter Depressionen und Angsterkrankungen.Das berichtet die Psychiaterin Prof. Anette Kersting, Direktorin der Leipziger Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ausgabe 29. Juni). Die Wissenschaftlerin hat sich in mehreren Studien mit Frauen befasst, die ihr Kind aufgrund einer Fehlbildung oder eines genetischen Defekts abtreiben ließen. Kersting zufolge können schmerzliche Verlustgefühle bei den Müttern mehrere Jahre nach dem Abbruch noch genauso stark sein wie direkt nach dem Eingriff. Viele Mütter entwickelten während der Schwangerschaft eine immer intensivere Beziehung zu ihrem Kind hielten und eine Art Zwiesprache mit dem Baby. Darum werde der Abbruch einer fortgeschrittenen Schwangerschaft traumatisierender empfunden als eine frühe Ausschabung unter Narkose. Nach Kerstings Beobachtung spielt beim Trauerverlauf auch die Religiosität der Eltern eine Rolle. Die Verarbeitung der Trauer hänge beispielsweise davon ab, ob man „an einen eher milden und tröstenden Gott“ glaube oder an einen strengeren. Der größte Teil der Frauen gab auf spätere Nachfrage an, sich in einer ähnlichen Situation wieder für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden.