Quelle: idea.de
Karlsruhe (idea) – Erstmals können Kirchenmitglieder die Arbeit von Geistlichen bewerten. Dazu haben der Karlsruher Informatiker Fabian Ringwald und einige Freunde die Internet-Seite www.hirtenbarometer.de entwickelt.Wer sich hier registriert, kann anonym mitteilen, wie er einen Pfarrer erlebt hat. Angeboten werden fünf Kategorien, etwa Gottesdienstgestaltung, Glaubwürdigkeit und Aktualität, in der man zwischen einem und sechs Punkten vergeben kann. Daraus errechnet sich dann eine Gesamtpunktzahl mit der Bestnote sechs Punkte.
Käßmann bekommt 3,6 von 6 Punkten
Für die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann (Berlin) wurden bisher 57 Bewertungen abgegeben. Sie liegt bei 3,6 Punkten. Außerdem können Bemerkungen gemacht werden. So wird bei Frau Käßmann beispielsweise bemängelt, dass sie sich „bemüßigt fühlt, auf jedes politisch korrekte Thema auch gleich die politisch korrekte Antwort zu geben“. Vertreter der evangelischen Kirche begrüßen das neue Portal. Nach Ansicht des EKD-Pressesprechers Reinhard Mawick (Hannover) ist die Kirche auf Rückmeldungen angewiesen. Die Möglichkeit zur anonymen und damit „risikolosen Kritik“ erleichtere es, „wirklich das zu sagen, was man denkt“, sagte er „Spiegel Online“. Auch der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München) findet, dass sich Pfarrer der Kritik genauso stellen müssten wie andere Berufsgruppen. Obwohl es unter erwachsenen Christen eigentlich selbstverständlich sein sollte, hätten offenbar viele Kirchenmitgliedern Probleme, ihre Meinung direkt zu äußern. Der Pressereferent des Verbandes der Evangelischen Pfarrvereine, Christian Fischer (Kassel), erwartet, dass das Hirtenbarometer zu einer offenen und konstruktiven Beziehung zwischen Pfarrer und Gemeinde beitragen werde.
Kritik von der katholischen Kirche
Kritik an dem Portal wurde dagegen in der katholischen Kirche laut. Der Sprecher von Reinhard Kardinal Marx (München) teilte „Spiegel Online“ mit, dass das Hirtenbarometer als eine „methodisch unterirdische“ Seite“ betrachtet werde, deren Kategorien von einer „im besten Fall herzerweichenden Naivität“ seien. Pfarrer, die rund um die Uhr im Einsatz seien, verdienten eine differenziertere Rückmeldung.