Quelle: idea.de
Izmir (idea) – In der Türkei ist zwar bei den jüngsten Wahlen erstmals seit 50 Jahren wieder ein Christ in das Parlament eingezogen. Dennoch ist die christliche Minderheit nach wie vor bedroht und benachteiligt. Jedes Jahr gebe es mehr als ein Dutzend Fälle von Angriffen auf Christen in der Türkei, berichtete der Generalsekretär der dortigen Evangelischen Allianz, Umut Sahin (Izmir), in einem Gespräch mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.Die Allianz vertritt 33 evangelische Kirchen mit 3.500 Mitgliedern. Zudem gibt es in der 78 Millionen Einwohner zählenden Türkei knapp 120.000 Christen anderer Konfessionen. Sahin erinnerte an die Ermordung der drei Christen Necati Aydin, Ugur Yuksel und Tilman Geske 2007 im südosttürkischen Malatya. Das Verbrechen sei für die türkische Öffentlichkeit ein Schock gewesen. Danach sei die Einstellung gegenüber Christen etwas freundlicher geworden. Allerdings werde christliche Mission in der Türkei noch immer als Bedrohung angesehen. Sechs evangelische Pastoren stünden unter Polizeischutz.
Verleumdungen setzen sich fort
Als Christ könne man in der Türkei keine Karriere als Beamter, General oder Richter machen, so Sahin. Zudem enthielten türkische Schulbücher immer noch Schmähungen gegen Christen. Das türkische Fernsehen sende weiterhin verleumderische Beiträge gegen Christen. Auch sei die theologische Ausbildung von Pastoren in der Türkei weiterhin nicht erlaubt. Studenten könnten ein theologisches Studium nur im Ausland absolvieren. Die christliche Geschichte der Türkei werde verleugnet. Dabei sei das Christentum bereits auf heutigem türkischem Gebiet vertreten gewesen, bevor es nach Europa gekommen sei (In den Briefen von Paulus ist hier von „Kleinasien“ die Rede). Angesichts der angespannten Situation sei es für die Christen in der Türkei sehr wichtig, Besuche von deutschen Ministern und Abgeordneten zu bekommen. Dadurch werde deutlich, dass die Christen in der Türkei nicht allein seien. Zudem wird laut Sahin in der Türkei genau beobachtet, wie Muslime in Europa behandelt werden. Wenn etwa Deutschland seine muslimischen Bürger gut behandle, sollte man auch die Christen in der Türkei gut behandeln – dieses Denken nehme in der türkischen Bevölkerung zu.
Evangelische Allianz rechnet mit Wachstum
Sahin rechnet damit, dass sich die Zahl der evangelischen Christen in der Türkei in den nächsten 30 Jahren auf etwa 35.000 verzehnfachen wird. Das Gespräch mit dem Allianz-Generalsekretär fand anlässlich einer Begegnung mit christlichen Repräsentanten und Politikern aus Deutschland statt. Der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig (CDU) sicherte dabei den Christen in der Türkei bei ihrem Einsatz für Religionsfreiheit und Menschenrechte die Unterstützung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu. Knoerig nahm den Bericht des „Komitees für Religionsfreiheit und Rechtsangelegenheiten“ der „Vereinigung protestantischer Kirchen“ über die rechtliche und soziale Lage der Protestanten in der Türkei entgegen. Die Reisedelegation wurde geleitet vom Vizepräsidenten der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Andreas Späth (Windsbach/Mittelfranken).