Quelle: idea.de
Fulda/Tutzing (idea) – Ohne frühere „Stars“ wie den Ex-Fernsehpfarrer Jürgen Fliege und den Dalai Lama wird der bevorstehende Deutsche Evangelische Kirchentag in Dresden auskommen. Fliege beklagt, dass er nicht eingeladen wurde. „Auf dem evangelischen Kirchentag in Dresden werden die voraussichtlich über 100.000 Besucher in diesem Jahr wohl umsonst auf Deutschlands bekanntesten TV-Pfarrer Jürgen Fliege warten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Fliege-Verlags (Tutzing) vom 23. Mai. Es gebe offenbar eine „Schwarze Liste“, auf dem sich auch der Dalai Lama – Oberhaupt des tibetischen Buddhismus – befinde.
Kirchentagspressesprecher Rüdiger Runge (Fulda) wies dies am 24. Mai gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit Nachdruck zurück. Man führe keine „Schwarzen Listen“, und Fliege sei auch keine „unerwünschte Person“. Der Fliege-Verlag beruft sich auf Aussagen des langjährigen Studienleiters beim Kirchentag, Christoph Quarch. Nach seinen Angaben habe es vor Flieges Auftritt beim Protestantentreffen 2005 in Hannover „aufgeregte Debatten zwischen der Kirchentagsleitung und der gastgebenden hannoverschen Landeskirche“ gegeben, an deren Spitze damals die frühere Kirchentagsgeneralsekretärin, Landesbischöfin Margot Käßmann, stand. Quarch vermutet, dass in diesem Jahr die sächsische Landeskirchenleitung Fliege „partout nicht haben wollte“.
Runge: Keine „Abwehrreflexe“ gegen Spiritualität
Wie Runge gegenüber idea erläuterte, beschäftige sich das Kirchentagspräsidium mit der Besetzung von Bibelarbeiten, Hauptvorträgen sowie Predigten in Eröffnungs- und Schlussgottesdiensten. Für die rund 2.300 Einzelveranstaltungen seien die jeweiligen Projektleitungen zuständig. Sie bestimmten auch die Einladungen. Es gebe keine Gesamtsteuerung. Runge wies auch den Vorwurf zurück, dass die spirituelle Erfahrungsdimension des Glaubens, wie sie Fliege vertrete, „Abwehrreflexe“ auslöse. Vielmehr spiele Spiritualität eine große Rolle beim Kirchentag. In Dresden werde es unter anderem ein großes Geistliches Zentrum mit einem hochkarätigen Programm geben. Zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag werden vom 1. bis 5. Juni rund 110.000 Dauerteilnehmer in Dresden erwartet.
Fliege: Botschaft vom Kreuz ist ein „Horrorangebot“
Fliege ist Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland und wegen Äußerungen zu zentralen Glaubensinhalten umstritten. Mit seinen Auftritten bei den Kirchentagen in Hannover (2005) und Köln (2007) hatte er besonders bei theologisch konservativen Protestanten Unmut erregt. So hatte er die Botschaft vom Kreuzestod Jesu als ein „Horrorangebot“ bezeichnet: Er brauche keinen Jesus, der seine Schuld trage. 1999 nannte er Gott in einem Interview „den Gauner da oben“. Fliege wurde besonders bekannt durch seine gleichnamige Talksendung, die von 1994 bis 2005 in der ARD lief. Danach trat er zunächst im Bayerischen Fernsehen, später in privaten regional- und Kabelprogrammen und in Fliege-TV auf. Der Dalai Lama war zuletzt im Jahr 2003 ein „Star“ des Ökumenischen Kirchentags in Berlin.