30. Juni 2022

„Alle sollten wissen, was Christen glauben“

Quelle: idea.de

Der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbands, Roland Werner, auf der Mitgliederversammlung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Foto: idea/Bannach

Wetzlar (idea) – Wie sehen Kirchen und Freikirchen in Deutschland in 20 Jahren aus? Entscheidend für ihre Zukunft wird sein, dass sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren: Evangelisation, Gemeindeaufbau und gemeindenahe Diakonie.

Außerdem müssen sie angesichts der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und der Finanzen flexibler in den Strukturen werden. Das haben führende Repräsentanten des Protestantismus am 18. Mai auf der Mitgliederversammlung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Wetzlar hervorgehoben. Nach Ansicht des Generalsekretärs des CVJM-Gesamtverbands, Roland Werner (Kassel), muss das Ziel sein, die Bevölkerung mit der Kernbotschaft des Evangeliums zu durchdringen. Dabei spielten die Medien eine wesentliche Rolle. Werner: „Alle sollten wissen, was Christen glauben.“ Bisweilen seien die Glaubensinhalte von Muslimen besser bekannt. Soziale Internet-Netzwerke wie Facebook könnten neue christliche Gemeinschaften hervorbringen, so Werner. Die Gemeinden sollten vor allem die geistliche Kompetenz stärken und „gesunde Lehre“ verbreiten. Die Auseinandersetzung mit dem „kämpferischen Atheismus“ werde stärker, aber damit werde auch das Christentum profilierter.

Migranten sind ein „Geschenk Gottes“

Als Folge des Wachstums des Christentums vor allem in Afrika und Asien werden nach Werners Überzeugung Migrantengemeinden auch in Deutschland eine immer größere Rolle für die Verbreitung der christlichen Botschaft spielen. Dies sei ein „Geschenk Gottes“, so Werner. Gemeinden mit messianischen Juden, die an Jesus als Messias glauben, würden weiter wachsen. Hingegen seien Gemeinden aus muslimischem Hintergrund noch sehr schwach. Mission unter Muslimen sei ein „Spezialthema“ von wenigen. Werner sieht eine starke Veränderung der bisherigen kirchlichen Gemeindestrukturen voraus. Alternative Formen – etwa geistliche Zentren und Gemeinschaften – seien im Kommen.

EKD: Zeitalter des großen Geldes ist vorbei

Pfarrer Jan von Campenhausen vom Projektbüro des Reformprozesses der EKD in Hannover – bis 2008 Superintendent im schlesischen Görlitz – wies darauf hin, dass für die evangelische Kirche das Zeitalter des großen Geldes vorbei sei. Dies sei jedoch kein Grund zur Resignation, sondern biete die Chance, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich auf die Verbreitung des christlichen Glaubens. Die Kirche werde in 20 Jahren geistlich profilierter sein, sagte von Campenhausen voraus. Zur Entwicklung von Profil sei es nötig, das Thema „Führen und Leiten“ in der Kirche verstärkt zu behandeln und Schwerpunkte zu setzen.

Kirche muss in den Formen beweglicher werden

Das flächendeckende Gemeindenetz sei in strukturschwachen Regionen im Osten Deutschlands bereits brüchig geworden. Die Kirche sollte zwar überall präsent sein, aber sie könne nicht überall alles anbieten. In den Formen, etwa der Gottesdienste, müsse man beweglicher werden. Außerdem sollte sich die Kirche missionarisch mehr nach außen orientieren. Das Ziel einer kleineren Kirche müsse sein, durch Verkündigung „fit für die Zukunft“ zu werden. Die 1970 gegründete Evangelische Nachrichtenagentur idea verbreitet Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt über Internet, Fernsehen und das Wochenmagazin ideaSpektrum in Deutschland und der Schweiz. Außerdem veranstaltet sie mit der Firma „tempus Akademie & Consulting“ (Giengen bei Ulm) in der Regel alle zwei Jahre den Kongress christlicher Führungskräfte. Vorstandsvorsitzender des idea-Trägervereins ist Pastor Horst Marquardt (Wetzlar), der für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde.