Quelle: idea.de
Berlin (idea) – Freitag, der 13. – dieses Datum löst bei vielen Deutschen immer noch ein mulmiges Gefühl aus. Manche sind an diesem vermeintlichen Unglückstag besonders vorsichtig, andere versuchen, sich mit Glücksbringern zu schützen. Wie stark ist der Aberglaube in Deutschland verbreitet? Die Evangelische Nachrichtenagentur befragte dazu eine Expertin, Claudia Knepper (Berlin), wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Nach ihren Worten ist seit den siebziger Jahren „eine deutliche Zunahme des Aberglaubens in der Gesamtbevölkerung zu verzeichnen“.Die Theologin sieht die Gründe dafür im Wandel der Religionskultur. Während die Orientierung an traditionellen religiösen Vorstellungen abnehme, sei in den letzten Jahren zu beobachten, dass sich esoterisches Denken in der Gesellschaft weiter etabliere. Hierin zeige sich eine „Protesthaltung gegen eine zu stark vom rationalen Denken bestimmte Welt“. Knepper definiert den Aberglauben als „verschiedene magische Praktiken, Vorstellungen der Zukunftsdeutung und Kraftzuschreibung, um Glück herbei zu zwingen oder Unglück abzuwenden“. Aberglaube sei für viele ein Mittel zur Lebenshilfe, Krisenbewältigung oder Wunschverwirklichung. „Aus christlicher Sicht ist das ein verkehrter Glaube, dennoch ist es notwendig, die Menschen ernst zu nehmen und mit ihnen Gespräche auf Augenhöhe zu führen.“
Aberglaube kann krank machen
Für die Betroffenen könne Aberglaube gefährliche Ausmaße annehmen: „Wenn jemand an einem Freitag, den 13. nicht das Haus verlässt, weil er tatsächlich glaubt, dass ihm sonst ein schlimmes Unglück zustößt, braucht er professionelle Hilfe, etwa durch einen Seelsorger.“ Gegebenenfalls sei die Kompetenz eines Psychologen gefragt, die Ursache der Angst zu ergründen und von daher therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Es sei die Aufgabe der Kirche, darauf hinzuweisen, dass der Versuch, Sicherheit im Aberglauben zu finden, in Abhängigkeit, Zwänge und Ängste führen könne. Im Dialog mit abergläubischen Menschen sei es notwendig, dass Christen ihre Position deutlich machen: „Wir sollten bezeugen, dass das Vertrauen auf Gott den Menschen von Ängsten und Zwängen befreit und ihm Handlungsfähigkeit verleiht.“
Versicherung: Nicht mehr Unfälle
Dass an einem Freitag, dem 13. gemäß dem Volksglauben mehr Unfälle passieren sollen, lässt sich nicht belegen. So hat die Zurich Versicherung (Bonn) Schadensfälle der letzten zwei Jahre ausgewertet. „Unsere Analyse zeigt, dass Freitage, die auf den 13. eines Monats fallen, im Schnitt sogar weniger Schadenmeldungen aufweisen als andere Tage“, so Vorstandsmitglied Rüdiger Hackhausen.