Quelle: idea.de
Wetzlar (idea) – Hat die Zeltmission noch Zukunft? Sie gehört zu den volkstümlichsten Formen christlicher Verkündigung. Seit über 100 Jahren werden in den Sommermonaten an vielen Orten eine zeitlang Großzelte aufgestellt und dort zum christlichen Glauben eingeladen.Viele Tausende Besucher, die sonst kaum einen Fuß in eine herkömmliche Kirche setzen würden, fanden in neutraler Umgebung leichter Zugang zum Glauben. Doch die Zahl dieser Angebote geht zurück, wie eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) ergab. In diesem Jahr finden in Deutschland so wenige Zeltmissionseinsätze statt wie seit Jahrzehnten nicht. Mit 52 „klassischen“ Zeltaktionen in Deutschland liegt die Zahl deutlich unter der des Vorjahrs (67). Vor 20 Jahren waren es noch viermal so viele. Rückläufig ist auch die Zahl der Zeltmissionswerke. Ende 2010 stellte der Bund Freier evangelischer Gemeinden (Witten) diesen Arbeitszweig ein. Gemeinden, die eine entsprechende Evangelisation durchführen wollen, steht nun die Deutsche Zeltmission (DZM) mit Sitz in Siegen als Partner zur Verfügung.
„Wir glauben an die Zeltmission als Ergänzung“
Als Grund für den Rückgang gibt DZM-Missionsleiter Mathias Lauer (Siegen) an: „Die Gemeinden verfügen heute über vielfältige Instrumente zur Missionierung – von Glaubenskursen über moderne Gottesdienstformen bis zu ProChrist.“ Trotzdem seien Zelteinsätze weiterhin nötig: „Wir glauben an die Zeltmission als Ergänzung zu den weiteren missionarischen Aktivitäten der Gemeinden.“ Die DZM hat fünf Zelte, die sie in diesem Jahr an elf Orten aufbaut. Laut Lauer setzt die DZM verstärkt auf zielgruppenorientierte Arbeit, etwa für Jugendliche. Für Einsätze in Innenstädten sei ein neues Zelt erworben worden. Zudem führe das Werk im Herbst erstmals die Zeltaktion „55+“ für die ältere Generation durch. Lauer: „Wir kombinieren Sachvorträge mit Kultur und Begegnung sowie Evangelisation und Seelsorge und sind gespannt, wie dieses neue Angebot angenommen wird.“
Immer beliebter: Einsätze in Fußgängerzonen
Nach Angaben von Reinhold Schwamm, Leiter Evangelisation in Deutschland der Deutschen Indianer Pionier Mission (St. Johann bei Reutlingen), zeichnet sich ein Trend zu ausgedehnteren Aktionen ab: „Längere Zeltmissions-Einsätze von drei bis vier Wochen sind die Zukunft der Zeltmission.“ Wachsender Beliebtheit erfreuen sich die Einsätze in Fußgängerzonen. Hierfür wird etwa die Barmer Zeltmission einen Bus anschaffen; auch die DZM und die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) haben eine Fülle dieser Angebote im Programm. Gerade Kinder und Jugendliche lassen sich von mobilen Jugendtreffs sowie bei der Strandmission gerne ansprechen. Erneut bietet die EmK zudem Zelteinsätze im europäischen Ausland an.
Große Öffentlichkeitswirkung für Gemeinden
Der Zeltpfarrer der württembergischen Landeskirche, Johannes Eißler (Reutlingen), führt die hohe Arbeitsbelastung von Geistlichen und Gemeinden als einen Grund für den Rückgang der Zeltmission an: „Die Pfarrer haben kaum noch Luft für größere Projekte, und viele Gemeinden scheuen den hohen Aufwand einer zweiwöchigen Veranstaltungsreihe.“ Dennoch sei er sehr optimistisch im Blick auf die vier diesjährigen Einsätze der „Zeltkirche“ in Württemberg. Mit keiner anderen Veranstaltungsform könne eine Gemeinde eine solche Öffentlichkeitswirkung erzielen. Es kämen 5.000 bis 10.000 Zuhörer.