19. Januar 2022

Sofort aus der Kernkraft aussteigen?

Quelle: idea.de

Kirchen: AKW abschalten! – Pastor mahnt: „Seid nüchtern und wachsam!“

Itzehoe (idea) – Angesichts der Reaktorkatastrophe in Japan fordern führende Repräsentanten der großen Kirchen einstimmig den sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft.
 

Doch ein evangelischer Pastor hält dagegen und mahnt zur Nüchternheit: Auch die konventionelle und alternative Energiegewinnung habe Nachteile. Für den Ausstieg aus der Kernkraft hat sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz ausgesprochen. Das fordert auch der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf). Für ihn sei schon der Einstieg in diese Technologie ein Fehler gewesen, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Der EKD-Friedensbeauftragte und „Schriftführer“ (Theologische Leiter) der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, fordert, weltweit auf die Nutzung der Kernenergie zu verzichten. Anders der nordelbische Pastor Winfred Krech (Breitenberg bei Itzehoe): Er erinnert an die Mahnung Jesu „Seid nüchtern und wachsam!“

Krech: Folgen eines Atomausstiegs bedenken

In einem Offenen Brief ruft er unter anderem dazu auf, die Folgen eines Atomausstiegs zu bedenken. Dabei seien die Konsequenzen für das Weltklima ebenso zu berücksichtigen wie eine „Übersäuerung der Ozeane“ bis hin zu den Auswirkungen steigender Energiekosten auf die Arbeitsplätze in der Industrie. Der ökologische Nutzen mancher alternativer Bio-Energie sei fraglich. So ließen Windkraftparks in der Nordsee Meerestiere verschwinden, und die Herstellung von Solarenergieanlagen schneide in der Öko-Bilanz nicht so gut ab, wie manchmal behauptet werde. Ironisch schreibt Krech: „Wenn die Strompreise steigen, sind natürlich die bösen Konzerne schuld – Windradbetreiber, Solarkollektorenbetreiber und Landwirte mit Bioenergienutzung betreiben ihre Anlagen ja völlig altruistisch ohne jegliche Gewinnabsicht.“ Länder wie die Türkei, Russland oder China würden keineswegs aus der Kernenergie aussteigen. Krech hält die Situation in Deutschland und Japan im Blick auf die Kernenergie nicht für vergleichbar. Hierzulande gebe es zum Beispiel keine so stark erdbebengefährdete Regionen. Das Schlagwort „Tschernobyl und Fukushima ist überall“ sei demagogisch und zeuge von wenig Sachverstand.