29. Januar 2022

Gauck: Stasi-Unterlagenbehörde wird noch zehn Jahre benötigt

Quelle: idea.de

Foto: Bernd Sterzl / pixelio.de

Berlin (idea) – Die Stasi-Unterlagenbehörde wird Ansicht ihres früheren Chefs, Joachim Gauck (Rostock), noch etwa zehn Jahre benötigt. Der Auftrag, die Öffentlichkeit zu informieren, bestehe im Jahr 21 nach der deutschen Wiedervereinigung unverändert, erklärte Gauck in der ZDF-Sendung „Peter Hahne“ am 27. März.
 

Der Pastor, der im vergangenen Jahr Kandidat von SPD und Bündnis 90/Die Grünen für das Amt des Bundespräsidenten war, sprach auch über persönliche Erfahrungen in der DDR. So seien drei seiner vier Kinder in den achtziger Jahren in die Bundesrepublik ausgereist, weil sie als Pfarrerskinder in der DDR weder Abitur machen noch studieren durften. Damals habe er das hingenommen. Doch wenn er heute daran denke, überfalle ihn ein „Meer von Traurigkeit“, bekannte Gauck. Damals seien es aber vor allem die jungen Menschen und die Ausreisewilligen gewesen, „die uns vorgelebt haben, dass Freiheit wichtiger ist als Anpassung“. Das habe auch ihm geholfen, die lähmende Angst vor der Staatsmacht zu überwinden. Auf die Frage, was ihm in schweren Zeiten am meisten Kraft gegeben habe, antwortete Gauck: „Ich hatte immer ein Grundvertrauen, das nicht mit den Mächten dieser Welt zusammenhängt, sondern mit Gott.“

Lengsfeld: Stasi-Maßnahmen gingen bis zu Mord

Die frühere Bürgerrechtlerin und CDU-Politikerin Vera Lengsfeld (Berlin) sagte in der Sendung, die Stasi-Unterlagenbehörde müsse so lange bestehen bleiben, bis der letzte Betroffene, der das möchte, seine Akte eingesehen habe. Sie sei noch heute geschockt davon, wie weit die Stasi mitunter ging: „Die Stasi hatte richtige Pläne dafür, wie man Menschen fertig macht“, erklärte sie. „Diese Maßnahmen konnten bis zu Mord gehen.“ 1988 wurde Lengsfeld wegen „versuchter Zusammenrottung“ verhaftet und anschließend in den Westen abgeschoben. Nach der friedlichen Revolution erfuhr sie aus den Stasi-Unterlagen, dass 49 Inoffizielle Mitarbeiter auf sie angesetzt waren, darunter ihr Ehemann, von dem sie sich daraufhin scheiden ließ. Zum Thema Versöhnung zwischen Tätern und Opfern erklärte die Bürgerrechtlerin: „Versöhnung ist erst möglich, wenn es auf Seiten der Täter Reue gibt.“ Das könne sie bisher nicht in ausreichendem Maße erkennen. Die Sendung stand unter dem Thema „Gegen die Verklärung – Über DDR-Biografien und Stasi-Akten“.