Quelle: idea.de
Stuttgart/Wiesbaden (idea) – Der leichte Rückgang der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche im vorigen Jahr bedeutet keine Besserung. Das erklärte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), nach der Veröffentlichung der jüngsten Zahlen durch das Statistische Bundesamt (Wiesbaden) am 16. März. Danach wurden 2010 rund 110.400 Abtreibungen in Deutschland gemeldet. Das waren 300 (0,2 Prozent) weniger als im Vorjahr.Wie Steeb betonte, sehe dies nur auf den ersten Blick nach einer guten Nachricht aus. In Wirklichkeit sei in einem Jahr die Bevölkerung einer Großstadt ausgelöscht worden. Steeb: „110.400 Menschen werden am Leben gehindert. Das ist die wirkliche Menschenrechtskatastrophe. Hierzu wäre ein Regierungsgipfel angesagt.“ Der Rückgang von 0,2 Prozent sei in Wirklichkeit kein Fortschritt für das Lebensrecht und den Schutz ungeborener Kinder. Er hänge damit zusammen, dass die Zahl von Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland sinke und die sogenannte „Pille danach“ vermehrt eingenommen werde. Die Meldestatistik sei auch nicht mit den Abrechnungsdaten der Krankenkassen abgeglichen worden. Steeb: „Man will es lieber nicht besser wissen.“ Lebensrechtsorganisationen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, so dass die tatsächliche Zahl der Schwangerschaftsabbrüche doppelt so hoch sein könnte wie die gemeldete.
Abtreibung meist durch Absaugen
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden über 97 Prozent der Abtreibungen nach der Beratungsregelung vorgenommen. Danach bleibt eine Abtreibung innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate straffrei, wenn eine Bescheinigung einer anerkannten Stelle über eine Beratung vorliegt. Medizinische oder kriminologische Indikationen – also voraussichtlich schwere Behinderungen des Ungeborenen oder Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung – machten drei Prozent der gemeldeten Abbrüche aus. Die meisten Abtreibungen (72 Prozent) wurden mit der Absaugmethode vorgenommen; bei 15 Prozent wurde das Abtreibungsmittel Mifegyne verwendet.
40 Prozent lassen ihr erstes Kind abtreiben
40 Prozent der Frauen, die im vorigen Jahr Schwangerschaftsabbrüche vornehmen ließen, hatten noch kein Kind. Knapp drei Viertel (74 Prozent) waren im besten gebärfähigen Alter zwischen 18 und 34 Jahren. Fast acht Prozent waren 40 Jahre und älter. Die minderjährigen Schwangeren unter 18 Jahren hatten einen Anteil von vier Prozent.