Quelle: idea.de
Tübingen (idea) – Die Gesellschaft hat die Achtung vor der Heiligkeit Gottes weitgehend verloren. Christen dürften sich damit aber nicht abfinden, sondern sollten neu deutlich machen, was ihnen heilig sei.
Dazu hat der Studienleiter des pietistisch geprägten Albrecht-Bengel-Hauses, Pfarrer Paul C. Murdoch, beim „TurmTreff“ der studienbegleitenden Einrichtung am 22. Januar in Tübingen aufgerufen. An den Seminaren und Vorträgen des Treffens, das theologische Orientierung geben will, nahmen rund 300 Personen teil. Wenn Otto Normalverbraucher das Wort „heilig“ in den Mund nehme, dann geht es laut Murdoch meist nur noch um Redewendungen wie „Heiliger Strohsack“ oder „Heilig’s Blechle“ als Ausdruck der Verwunderung. Aber auch wenn „die Gesellschaft das Banale so liebt und sich an Schwachsinn ergötzt, die Liebe in Pornographie pervertiert, das Hehre und Hohe in den Dreck zieht“, gebe es das Heilige. Murdoch nannte einige Beispiele für das, was ihm heilig ist. Dazu gehörten die Stille vor Gott, „die Weisheit der Väter und Mütter im Glauben“, die Familie, die Liebe zwischen Mann und Frau sowie das Leben von Schutzlosen. Murdoch zufolge ist Gottes Herrlichkeit für den Menschen unfassbar, aber erfahrbar: „Er teilt sich uns mit und möchte die Gemeinschaft mit uns.“ Gott wolle, dass sich sein Volk ihm zur Verfügung stelle. Das sei die wahre Bedeutung von „heilig“. Christen hätten nicht den Auftrag, sich zurückzuziehen, sondern in dieser Welt zu dienen: „Dazu lässt Gott seine Gemeinde auf Erden. Dazu baut er seine Kirche. Dazu gibt er seinen heiligen Geist.“ Gott wolle die Welt verändern, indem seine Kirche „seine Heiligkeit widerspiegelt und die Finsternis so mit seinem Licht vertreibt“.
„Christ sein ohne heiligen Schein“
Der Rektor des Bengel-Hauses, Rolf Sons, rief in einer Predigt dazu auf, das Beste für Jesus Christus als dem Höchsten zu geben: „Meine Talente für ihn. Meine Jahre für ihn. Mein Vertrauen in ihn.“ Dabei verliere man nichts, sondern gewinne das Leben, das ewig bleibt: „Das ist heilig. Das ist die Kostbarkeit unseres Glaubens.“ An einer „Tower Hour“ (Turmstunde) unter dem Motto „Christ sein ohne heiligen Schein“ nahmen rund 300 Jugendliche teil. Das nach dem schwäbischen Theologen Johann Albrecht Bengel (1687-1752) benannte Studienhaus hat seit seiner Gründung 1969 mehr als 360 Theologen begleitet, die rund ein Sechstel der württembergischen Pfarrerschaft stellen.