Quelle: idea.de
Darmstadt/Schleswig/Berlin (idea) – Wie kann man die biblische Aufforderung, „das Böse mit Gutem zu überwinden“, in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft umsetzen? Mit dieser Frage beschäftigen sich evangelische Kirchenleiter in ihren Neujahrsbotschaften.Sie beziehen sich auf die „Losung“ für das Jahr 2011: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21). Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt) bezieht das Wort unter anderem auf die Reaktion auf Christenverfolgung in zahlreichen, vor allem muslimisch geprägten Ländern. „Die Ermordung von Christen und die Zerstörung von Kirchen in anderen Ländern sind verabscheuungswürdig, und ich verurteile sie scharf. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass sie den offenen interreligiösen Dialog in Deutschland und die Integration dialogbereiter Muslime in unserer Gesellschaft beschädigen“, schreibt Jung. Das sei am den eigenen Werten schuldig. Allerdings müsse man auch andere Staaten und Völker aufrufen, die Menschenrechte einzuhalten und zu sichern. Dazu gehöre insbesondere die Religionsfreiheit – auch die der Christen in islamisch geprägten Ländern, so Jung.
„Unseren Reichtum in anderem Licht sehen“
Andere Kirchenleiter gehen in ihren Neujahrsbotschaften auf die wirtschaftliche Situation ein. Der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung, Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig), ruft dazu auf, angesichts des Konjunkturaufschwungs in Deutschland „unseren Reichtum in anderem Licht zu sehen“. Das hiesige Wirtschaften habe Auswirkungen auf Menschen in anderen Erdteilen. So habe der Klimawandel dort vielfach fatale Folgen und führe zu Flüchtlingsbewegungen. Es gelte, „unsere Hände zu öffnen und mit denen zu teilen, die dringend auf unsere Hilfe warten“. Die Aufforderung, das Böse mit Gutem zu überwinden, gelte auch für den militärischen und zivilen Einsatz in Afghanistan und andern Ländern. Dort müsse das entwicklungspolitische Engagement weitergeführt und zum Teil deutlich gestärkt werden.
Bischof dankt Kirchensteuerzahlern
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge (Berlin), würdigt das ehrenamtliche Engagement in Kirche und Gesellschaft: „Wir arm wäre unsere Welt ohne diejenigen, die sich für den Wiederaufbau von Dorfkirchen engagieren und diese offen halten, ohne die Frauen und Männer, die in Suppenküchen Obdachlose ehrenamtlich begleiten oder mit der Reparatur alter Fahrräder denjenigen zu neuer Mobilität verhelfen, die sich eine Monatskarte nicht mehr leisten können.“ Dröge dankt auch den Gutverdienenden, die sich mit hohen Kirchensteuerzahlungen, Kollekten und Spenden für die Kirche einsetzen. Eine wichtige Aufgabe für das kommende Jahr bleibe, „die Armut in unserem reichen Land zu lindern“.