26. Juli 2021

„Jungfrauengeburt“ ist keine pietistische Sonderlehre

Quelle: idea.de

Theologieprofessor Rainer Riesner widerspricht weit verbreitetem `Adoptions-Modell`.

Stuttgart (idea) – Pietisten vertreten keine christliche Sonderlehre, wenn sie daran festhalten, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde. Dieser Ansicht ist der Theologieprofessor Rainer Riesner (Dortmund).
 

Er widerspricht der Auffassung, dass Jesus Marias Mann Josef als leiblichen Vater hatte und erst bei seiner Taufe als „Sohn Gottes“ adoptiert wurde. Wie Riesner im Mitteilungsblatt des württembergischen Gemeinschaftsverbandes „Die Apis“ („Altpietisten“/Stuttgart) schreibt, ist diese „adoptianische Christologie“ an theologischen Fakultäten verbreitet und hat tief in die Pfarrerschaft und selbst auf Kirchenleitungen eingewirkt. So hatte beispielsweise der EKD-Ratsvorsitzende, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), kürzlich in einem idea-Interview erklärt, die Aussage im Glaubensbekenntnis, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, sei für den Glauben „nicht entscheidend“. Dabei berief sich Schneider auf das angebliche „Adoptions-Modell“ des Evangelisten Markus. Auch der katholische Theologe Prof. Hans Küng bevorzugt diese Darstellung, weil sie das christlich-jüdisch-islamische Gespräch erleichtere.

Pietismus in wahrer ökumenischer Übereinstimmung

Laut Riesner widerspricht das „Adoptions-Modell“ zahlreichen Aussagen des Neuen Testamentes. Selbst der Evangelist Markus könne nicht als Kronzeuge angeführt werden. „Markus hat seinem Evangelium einen Prolog im Himmel vorangestellt, der seinen Glauben an die Präexistenz Jesu bezeugt und so ein adoptianisches Verständnis der Taufe ausschließt“, so Riesner. Auch in den Briefen des Paulus deute manches darauf hin, dass der Apostel von der Jungfrauengeburt gewusst habe. Der Theologe kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Pietismus „in wahrer ökumenischer Übereinstimmung mit den Konzilien der Alten Kirche, den gültigen Bekenntnissen der Evangelischen Kirchen und großen Teilen der weltweiten Christenheit“ befinde, wenn er daran festhalte, dass Jesus Christus von Ewigkeit her wahrer Gott sei.