18. Oktober 2021

Wie der Islam die Menschenrechte sieht

Quelle: idea.de

Der am Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz tätige Islamwissenschaftler Carsten Polanz. Foto: idea/Halfmann

Düsseldorf (idea) – Das islamische und das westliche Menschenrechtsverständnis sind nicht identisch. Dies sollte bei der Diskussion um die Integration von Zuwanderern beachtet werden.
 

Dieser Ansicht ist der am Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz tätige Islamwissenschaftler Carsten Polanz (Bonn). Er sprach am 5. Oktober in Düsseldorf auf einer Veranstaltung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung und des Politikbeauftragten der evangelischen Freikirchen in Nordrhein-Westfalen, Stefan Adam (Wuppertal). Laut Polanz ist die volle Gewährung von Menschenrechten nach islamischem Verständnis davon abhängig, dass die islamische Religion gelebt werde. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die 1990 verabschiedete „Kairoer Erklärung“. Das Dokument dient den 57 Mitgliedsstaaten der „Organisation der Islamischen Konferenz“ als Leitlinie für ihre Gesetzgebung. Anders als bei der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen sei darin die Menschenwürde nicht als oberstes Prinzip verankert, so Polanz. Vorausgesetzt werde vielmehr eine Unterordnung unter das islamische Gesetz, die Scharia. Das habe weitreichende Folgen, etwa für die Religionsfreiheit. Die Kairoer Erklärung beschreibe den Islam als die „Religion der reinen Wesensart“. Darauf beruhe das Missionsverbot in islamischen Ländern und die Verfolgung und Ermordung von ehemaligen Muslimen, die zum Christentum übergetreten sind. Eine Trennung von Staat und Religion sei derzeit in islamischen Ländern nicht in Sicht.

Bei Integration „zu sehr auf Freiwilligkeit gesetzt“

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dietmar Brockes, forderte in der anschließenden Diskussion mehr Integrationsbereitschaft von Zuwanderern: „In der Integrationspolitik haben wir zu sehr auf Freiwilligkeit gesetzt und zu wenig Verantwortung des einzelnen eingefordert.“ In Deutschland leben heute 4,3 Millionen Zuwanderer mit islamischem Hintergrund. Der freikirchliche Politikbeauftragte Adam vertritt beim Landtag in Düsseldorf im Nebenamt fünf Freikirchen: Neben seiner eigenen Kirche, den Siebenten-Tags-Adventisten, den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, den Bund Freier evangelischer Gemeinden sowie den Mülheimer Verband Evangelisch-freikirchlicher Gemeinden. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben zwischen 60.000 und 80.000 Christen in Nordrhein-Westfalen.