30. Juni 2022

Strukturreformen können die Kirche nicht erneuern

Quelle: idea.de

Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke: Umkehr zu Gott ist gefragt.

Bückeburg (idea) – Gegen die Erwartung, dass Strukturreformen die Kirche erneuern, wendet sich der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg).
 

Nicht neue Strukturen schafften Veränderungen, sondern „im Glauben erneuerte und gestärkte Menschen“, schreibt der 52-jährige Theologe. Im Magazin seiner Landeskirche „ELAN“ nimmt er kritisch zum EKD-Reformprozess „Kirche der Freiheit“ Stellung, durch den zum Beispiel das kirchliche Leben stärker zentralisiert und Landeskirchen zusammengelegt werden sollen, um Geld zu sparen. Kirchen mit weniger als einer Million Mitgliedern solle es nicht mehr geben, so Manzke, der seit Dezember 2009 an der Spitze einer der kleinsten Landeskirchen steht. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe hat 60.700 Mitglieder in 22 Gemeinden. Der Landesbischof weist ferner darauf hin, dass das Miteinander der fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen in einer Konföderation „durch die große Landeskirche in Hannover“ in Frage gestellt werde. Der Konföderation gehören die Landeskirchen von Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche an. Zusammen haben sie rund vier Millionen Mitglieder; die hannoversche ist mit knapp drei Millionen die größte.

Reformator: Den Glauben stärken

Manzke ist es „zunehmend fraglich“, ob Strukturreformen der richtige Weg zur Erneuerung seien: „Johannes der Täufer und Jesus Christus beginnen ihr Wirken mit der Botschaft an jeden einzelnen: ‚Tut Buße, kehrt um zu Gott, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.’“ Ähnlich habe es auch Martin Luther (1483-1546) formuliert. In seinen 95 Thesen, die die Reformation in Deutschland auslösten, habe er gefordert, dass sich die Kirche weniger mit sich selbst beschäftigen sollte, sondern die Stärkung des Glaubens in den Mittelpunkt zu rücken habe. Manzke: „Die Erneuerung der Kirche beginnt bei uns, bei jedem Einzelnen, dem das Evangelium an Herzen liegt.“ Das geschehe zum Beispiel, wenn Eltern mit ihren Kindern das Beten einübten oder wenn man in einer Gemeinde über die Bedeutung des Evangeliums für das Leben nachdenke oder wenn sich Menschen aus dem Glauben heraus für andere engagieren. Der Landesbischof empfiehlt dazu das Gebet: „Herr, mache deine Kirche neu und fange bei mir an.“