Quelle: idea.de
Hamburg (idea) – „Das Zeitalter der Ichlinge geht zu Ende.“ Dieses Fazit zieht die BAT Stiftung für Zukunftsfragen (Hamburg) aus ihrer neuen Wertestudie.Danach stimmen 88 Prozent der Bundesbürger der Aussage zu: „Für Egoismus ist in unserer Gesellschaft immer weniger Platz. Wir müssen mehr zusammenhalten.“ Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung, der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski, stellte die Studie am 30. September in Hamburg vor. Nach seinen Worten nimmt quer durch alle Berufs-, Alters- und Sozialschichten die Überzeugung zu, dass man sich aufeinander verlassen müsse: „In Wohlstandszeiten kann jeder sein Ego ausleben. Wenn aber der Wohlstand auf breiter Ebene stagniert oder gar sinkt, dann wollen die Menschen immer weniger vom Ego-Kult wissen.“ Die Bürger wünschten sich wieder mehr menschliche Wärme. Der Studie zufolge wenden sich die Deutschen von Maßlosigkeit und Missmanagement ab. 90 Prozent wollen ehrbare Kaufleute und ehrliche Politiker, die ihre „Wahlversprechen halten“. 83 Prozent der Bundesbürger nennen Ehrlichkeit als wichtigstes Erziehungsziel. 1982 lag dieses Ziel noch auf Platz vier, 1996 auf Rang drei. In der aktuellen Umfrage rangieren Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft bei den Erziehungszielen auf den Positionen zwei und drei.
Familie ist die „verlässlichste Lebensversicherung“
Der Wertestudie zufolge weicht die Spaßkultur. Beständigkeit ersetze Beliebigkeit und auch Bescheidenheit sei wieder gefragt. Hoch im Kurs steht nach wie vor die Familie. 90 Prozent der Befragten sagen: „Was auch immer auf uns zukommt, für mich ist und bleibt die Familie das Wichtigste im Leben.“ Bei der Generation der 14- bis 34-Jährigen stößt dieser Satz bei 86 Prozent auf Zustimmung. Drei Viertel der Bevölkerung (74 Prozent) lehnen die Aussage ab: „Meine persönlichen Freizeitinteressen sind mir wichtiger als Heiraten und eine Familie gründen.“ Opaschowski: „Die Familie überlebt offensichtlich alle Krisen und Zeitgeistströmungen.“ Sie sei „die verlässlichste Lebensversicherung“. Die Familie gelte nicht länger als Auslaufmodell, so die Studie.
Sieben Prozent in Kirche und Gemeinde aktiv
Neben dem Familiensinn wachse auch der Gemeinsinn. Die Mehrheit der Deutschen helfe Freunden (55 Prozent) und Verwandten (52 Prozent). Jeder Dritte engagiere sich in der Nachbarschaftshilfe. 17 Prozent arbeiteten ehrenamtlich in Vereinen und neun Prozent im Sozialbereich. In Kirche und Gemeinde seien sieben Prozent der Bürger unentgeltlich aktiv, in Parteien und Gewerkschaften zwei Prozent. Für die Studie „WIR! Warum Ichlinge keine Zukunft mehr haben“ wurden 2.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ befragt.