28. September 2021

Christliche Armutstagung: Mission ist nicht nur predigen

Quelle: idea.de

Der Missionswissenschaftler Prof. Johannes Reimer. Foto: PR

Schwäbisch Gmünd (idea) – Gegen eine Verkürzung des missionarischen Auftrags auf das Predigen des Evangeliums hat sich der Missionswissenschaftler Prof. Johannes Reimer (Bergneustadt bei Köln) gewandt.
 

Auftrag christlicher Gemeinden sei es, sich für eine ökonomische, soziale und religiöse Erneuerung der Gesellschaft einzusetzen, sagte er bei einem von evangelikalen Organisationen getragenen Armutskongress in Schwäbisch Gmünd. Veranstalter der vom 3. bis 5. September dauernden Tagung sind das dortige Christliche Gästezentrum „Schönblick“, das Kinderhilfswerk Compassion (Marburg), die Micha-Initiative der Deutschen Evangelischen Allianz (Bad Blankenburg/Thüringen), die Gemeindebewegung Willow Creek (Gießen) sowie rund 30 Kooperationspartner. Vor etwa 400 Teilnehmern erklärte Reimer, der Auftrag, den Jesus Christus seinen Nachfolgern gegeben habe, sei umfassender, als es viele Christen wahrhaben wollten. Maßgeblich seien prophetische Aussagen des Alten Testamentes über das „Gnadenjahr“, in dem alle 50 Jahre eine gesellschaftliche „Rundum-Erneuerung“ in Israel geschehen sollte. „Israel sollte zeigen, dass Gottes Vorstellungen von einer gerechten Welt praktikabel sind“, so Reimer. Allerdings gebe es keine Berichte, dass das „Gnadenjahr“ tatsächlich durchgeführt wurde. Dennoch habe Jesus Christus sein Wirken als Herstellung des „Gnadenjahres“ verstanden und seine Jünger beauftragt, sich ebenfalls dafür zu engagieren. „Christen sollen so missionieren, wie Jesus es tat“, erklärte Reimer. Gemeinden, die politisch und diakonisch tätig sind, könnten eine Bestätigung dafür sein, dass die Ausrichtung an Gottes Wort zu besseren gesellschaftlichen Verhältnissen führe.

Kritik an der Finanzmacht internationaler Unternehmen

Der Ehrenpräsident des evangelikalen Micha-Netzwerks, René Padilla (Buenos Aires/Argentinien), bezeichnete es als großes Problem, dass manche Christen zwar religiös seien, sich aber nicht an die biblische Weisung hielten, sich gegen Ungerechtigkeit und Armut einzusetzen. Als deren Ursache nannte er die Finanzmacht internationaler Unternehmen, mit der sie Wirtschaft und Politik in vielen Ländern beherrschten. Dass es auch Korruption gebe, sei nicht Ursache für das Elend, sondern Folge der Ungerechtigkeit. Deshalb reiche es nicht aus, wenn Christen ihre missionarischen Aktivitäten auf Aufrufe zu ethischem Verhalten oder zur Hinwendung zu Gott beschränkten. „Wer nur über Gottes Liebe spricht, sie aber Notleidenden nicht zeigt, vertritt eine Irrlehre“, sagte Padilla. Menschen brauchten außer der Botschaft, dass Gott ihnen gnädig sein wolle, auch Essen, Wohnung und Kleidung. Darauf habe Jesus Christus wiederholt hingewiesen.