28. September 2021

20 Jahre Einheit: Keine zentralen Dankfeiern der Kirchen

Quelle: idea.de

Berlin (idea) – Zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober werden die evangelischen Landeskirchen keine zentralen Dankfeiern abhalten. Allerdings wird es einige Festgottesdienste mit führenden Kirchenvertretern geben. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea bei den Landeskirchenämtern.
 

Ein ökumenischer Kantatengottesdienst gehört zum Programm der staatlichen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Bremen. Daran werden Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Vertreter befreundeter Länder teilnehmen. An den Vorbereitungen hat sich die Bremische Evangelische Kirche mit Kunst-, Musik- und Diskussionsveranstaltungen über Aspekte der deutschen Geschichte sowie des kirchlichen Beitrags zum Einigungsprozess beteiligt. Ebenfalls am 3. Oktober feiern der Bischof von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel), und die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann (Magdeburg) einen Gottesdienst an der Gedenkstätte Point Alpha in der Rhön, wo sich bis 1989 die Vorposten von NATO und Warschauer Pakt vier Jahrzehnte lang gegenüberstanden. Außerdem gibt es auf Anregung örtlicher Initiativen Feiern in einigen evangelischen Zentralkirchen. So lädt die Stiftung Braunschweiger Dom zu einem Festgottesdienst, bei dem der frühere Superintendent von Plauen (Vogtland), Thomas Küttler, predigen wird. In Dresden findet ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Frauenkirche mit dem oldenburgischen Bischof Jan Janssen statt. In Berlin plant der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg einen Gottesdienst in der St. Marienkirche.

Material zum Gedenken an Mauerfall verwenden

Die meisten Landeskirchen haben auch keine Vorschläge für Gemeindegottesdienste, Andachten und Gebetsempfehlungen zum Tag der Deutschen Einheit vorbereitet. Aufrufe zu Gedenkveranstaltungen sind ebenfalls nicht bekannt. Zur Begründung verweisen Landeskirchen darauf, dass das Einheitsthema bereits im vorigen Jahr beim Gedenken an den Mauerfall vom November 1989 ausführlich behandelt worden sei. Die Materialien könnten weiter verwendet werden. An einigen Orten fänden am 3. Oktober Begegnungen zwischen ehemaligen Partnergemeinden in Ost und West statt. Einige Kirchen weisen auch darauf hin, dass der erste Sonntag im Oktober traditionell als Erntedankfest begangen wird. Viele Gemeinden feierten Gottesdienste zusammen mit bäuerlichen Vereinigungen. Den Pfarrern stehe es frei, in den Predigten auch auf die Wiedervereinung einzugehen. Zu den wenigen Gemeinden, die eine eigene Wiedervereinigungsfeier planen, gehört die Marienkirche im westfälischen Herford. Dort lädt Pfarrer Matthias Storck, der 1980 aus einem DDR-Gefängnis freigekauft worden war, zu einer Matinee mit Musikern aus Dresden ein.

Erntedank mit Dank für Wiedervereinigung verbinden

Die württembergische Kirchenleitung hat eine Materialsammlung erstellt, „wie Gemeinden und Gemeindegruppen das kalendarische Zusammentreffen von Erntedank und Einheits-Erinnerung theologisch reflektiert und praktisch begehen können“. Kirchenrat Frank Zeeb (Stuttgart) betont, dass Erntedank ein guter Anlass sei, über die Spuren von Gottes Heilswillen in der Geschichte nachzudenken. „Für das tägliche Brot danken heißt auch für Wiedervereinigung danken“, so Zeeb.

Christliche Initiativen planen Veranstaltungen

Trotz der landeskirchlichen Zurückhaltung wird es zahlreiche christliche Sonderveranstaltungen zum 3. Oktober geben. Die charismatisch orientierte Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der evangelischen Kirche (GGE) listet Fest- und Dankgottesdienste an mehr als 20 Orten auf. Rund 90 Organisationen, die sich unter dem Motto „Ein Jahr der Stille“ für eine Rückbesinnung auf die geistlichen Wurzeln Deutschlands einsetzen, appellieren an Christen, den Jahrestag öffentlich auf Straßen und Plätzen mit zwei Minuten Stille und zwanzig Minuten Dank zu würdigen. Dies könne vor dem eigenen Haus, nach dem Erntedankgottesdienst vor der Kirche oder auf einem zentralen Platz geschehen.

idea-Veranstaltung „Gegen das Vergessen“

idea veranstaltet einen Gedenktag „Gegen das Vergessen“ in Aue (Erzgebirge). Zu den Mitwirkenden zählen der Initiator der Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“, Oberlandeskirchenrat i.R. Harald Bretschneider (Dresden), Pfarrer Uwe Holmer (Serrahn/Mecklenburg), der 1990 Erich und Margot Honecker aufnahm, der ehemalige Leiter des Allianzhauses in Bad Blankenburg, Karl-Heinz Mengs (Uelzen), und der Landesinspektor des sächsischen Gemeinschaftsverbands, Matthias Dreßler (Chemnitz).