23. Oktober 2021

Entsetzen über Morde an christlichen Helfern in Afghanistan

Quelle: idea.de

Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, erklärte, in Afghanistan herrschten kriegsähnliche Zustände. Jeden Tag gehe es „um das Leben unserer Soldaten und der Angehörigen von Hilfsorganisationen“. Foto: PR

Kabul/Berlin (idea) – Mit Entsetzen haben die Bundesregierung und Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien auf die Ermordung von zehn Mitarbeitern einer christlichen Hilfsorganisation in Afghanistan reagiert. Unter den Opfern ist auch eine Deutsche.
 

Die Mitglieder eines mobilen Augenärzte-Teams der International Assistance Mission (IAM) waren am 5. August in einer Bergregion im Nordosten Afghanistan in der Nähe ihrer Fahrzeuge erschossen aufgefunden worden. Es war der bisher blutigste Angriff auf Helfer in dem Land am Hindukusch. Bei den weiteren Toten soll es sich um eine britische Ärztin, sechs US-Amerikaner und zwei Afghanen handeln. Sie sind aber noch nicht identifiziert. Eine Sprecherin der Bundesregierung sprach von einem „feigen Mord“. Berlin dringe auf eine „gründliche Aufklärung der Umstände“ und eine Bestrafung der Verbrecher. Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, der am 6. August von einem Besuch Afghanistans zurückkehrte, erklärte, dort herrschten kriegsähnliche Zustände. Jeden Tag gehe es „um das Leben unserer Soldaten und der Angehörigen von Hilfsorganisationen“. Als Konsequenz des Anschlags forderte er, mit aller Härte gegen Aufständische vorzugehen. Tief erschüttert über die Tötung der Helfer zeigte sich auch der Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin. Dies zeige, wie weit Afghanistan von einer Stabilisierung entfernt sei. Unterdessen hat die afghanische Polizei nach Informationen des britischen Fernsehsenders BBC einen Fahrer des Ärzteteams verhaftet. Die örtliche Polizei mache Straßenräuber für die Tat verantwortlich.

Hat IAM missioniert? Taliban-Behauptung ist „Lüge“

Zuvor hatten sich die radikal-islamischen Taliban zu dem Anschlag bekannt. Die Ausländer seien „christliche Missionare“ gewesen und hätten spioniert, sagte ein Sprecher. Diese Behauptung wies der IAM-Direktor Dirk Frans als „Lüge“ zurück. „Wir predigen nicht das Christentum, wir verteilen keine Bibeln. Das ist nicht unsere Arbeit, auf die wir uns mit der Regierung geeinigt haben“, sagte Frans am 8. August in Kabul. Die IAM, die seit 44 Jahren in Afghanistan tätig ist, wolle ihre Arbeit trotz des Anschlags fortsetzen. Sie betreibt Augenkliniken in mehreren Städten Afghanistans und leistet auch in anderen Bereichen humanitäre Hilfe. Das Hilfswerk ist eine Partnerorganisation der Christoffel-Blindenmission (CBM/Bensheim). Deren Sprecher Wolfgang Jochum erklärte im Blick auf die CBM-Projekte in Afghanistan: „Ich gehe davon aus, dass die Einsätze erst mal gestoppt werden.“