21. Oktober 2021

Hoffen und Bangen um Jemen-Geiseln

Quelle: idea.de

Die Entführung der Familie Hentschel begann vor einem Jahr – Fürbittgottesdienst am 12. Juni. Foto: Privat

Bautzen/Radebeul (idea) – Auch ein Jahr nach der Entführung einer christlichen Familie aus Sachsen im Jemen geht das Hoffen und Bangen weiter.
 

Am 12. Juni 2009 waren die Eheleute Johannes und Sabine Hentschel mit ihren Töchtern Anna und Lydia sowie dem Sohn Simon mit einem britischen Ingenieur, zwei deutschen Bibelschülerinnen und einer koreanischen Lehrerin entführt worden. Die Schülerinnen und die Lehrerin wurden drei Tage später ermordet aufgefunden. Am 17. Mai 2010 kamen die vier und sechs Jahre alten Schwestern Anna und Lydia auf bis heute ungeklärte Weise frei. Sie wurden einem saudi-arabischen Sondereinsatzkommando im jemenitischen Grenzgebiet übergeben und zwei Tage später nach Deutschland gebracht. Hier befinden sie sich in der Obhut von Verwandten. Von der übrigen Familie fehlt jede Spur. Es gebe nichts Neues, sagte der Schwager des entführten Familienvaters Hentschel, Pfarrer Reinhard Pötschke (Radebeul bei Dresden) auf idea-Anfrage. Vermutungen, dass der einjährige Simon tot sei, seien bisher nicht bestätigt worden. „Wir hoffen, dass alle wiederkommen“, so Pötschke. Den Mädchen gehe es den Umständen entsprechend gut. Das Einleben in Deutschland falle ihnen schwer. Den Großteil ihres Lebens hätten sie im Jemen verbracht. Die Eltern arbeiteten seit 2003 in einem staatlichen Krankenhaus in der nordjemenitischen Provinz Saada. Darüber, was die Kinder in den vergangenen Monaten erlebten, könne man nur spekulieren, so Pötschke. Sie seien vermutlich bald von den Eltern getrennt und von Einheimischen betreut worden. Sie sprächen miteinander nach wie vor Arabisch und redeten sich manchmal gegenseitig mit Fatima und Sarah an. Über ihre Eltern und Simon werde nicht gesprochen, um keine Wunden aufzureißen. An das Schicksal der Familie im Jemen soll ein Dank- und Fürbittengottesdienst am 12. Juni in Bautzen erinnern. Daran nähmen die Töchter Anna und Lydia nicht teil, so Pötschke. Außer Verwandten und Freunden hätten zahlreiche Medienvertreter ihr Kommen angekündigt.