Quelle: idea.de
Washington (idea) – Mission in Afrika wird schwieriger. Der Erdteil südlich der Sahara gilt zwar als die Region mit dem stärksten Kirchenwachstum; auch werden dort große Anstrengungen zur Festigung und Ausbreitung des Islams unternommen. Doch Übertritte von der einen zur anderen Religion sind fast zum Erliegen gekommen.Die steigende Zahl von Christen und Muslimen geht fast nur auf das Bevölkerungswachstum zurück. Das geht aus einer am 15. April veröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Forum (Washington) hervor. Von Dezember 2008 bis April 2009 wurden über 25.000 Personen in 19 Ländern befragt. Mehr als 90 Prozent bezeichneten sich als Christen oder Muslime. Doch heidnische Praktiken der afrikanischen Naturreligionen wie Opfer für Geister oder Ahnen sind auch unter den Anhängern dieser beiden Weltreligionen weit verbreitet.
Religionswechsel am stärksten in Uganda
Der größte religiöse Wandel wurde im ostafrikanischen Uganda registriert. 18 Prozent der Befragten wurden in muslimischen Familien geboren; gegenwärtig sind noch 13 Prozent Muslime. 5 Prozent haben also die Religion gewechselt. Umgekehrt der Trend bei Christen: 82 Prozent wurden christlich erzogen; 86 Prozent – also 4 Prozent mehr – sind heute Christen. In den übrigen 18 Ländern bewegen sich die Schwankungen zwischen Null und 3 Prozent.
Religiöser Kontinent
Dabei ist Afrika ein überaus religiöser Kontinent. So ist für 98 Prozent der überwiegend muslimischen Einwohner Senegals Religion ein sehr wichtiger Teil ihres Lebens. Das afrikanische Land mit dem niedrigsten Wert – Botswana mit 69 Prozent – liegt immer noch um ein Vielfaches vor Deutschland (25 Prozent). Selbst von den allgemein als religiös eingestuften US-Amerikanern sagen nur 57 Prozent, dass Religion ihnen sehr viel bedeute.
Jeder vierte Christ opfert Geistern
Als erstaunlich bewertet das Pew-Institut die weite Verbreitung naturreligiöser Rituale unter Christen und Muslimen. Fast jeder dritte afrikanische Muslim (30 Prozent) und jeder vierte Christ (25 Prozent) glaubt, dass Opfer für Geister oder Ahnen vor Unglück bewahren können. Am stärksten sind heidnische Gebräuche in Tansania (60 Prozent) vertreten, gefolgt von Mali (59 Prozent), Senegal (58) und Südafrika (56). Am niedrigsten sind diese Werte in Ruanda (5), Sambia und Nigeria (jeweils 11).
Ansehen: Muslime gewalttätiger als Christen
Im Blick auf die Bereitschaft zur Gewaltausübung zeigt sich ein unterschiedliches Bild. 43 Prozent der afrikanischen Christen sehen Muslime als gewalttätig an, aber nur 20 Prozent der Muslime haben eine solche Vorstellung von Christen. Am weitesten verbreitet ist das Image gewaltausübender Muslimen unter Christen im Tschad (70 Prozent). Der größte Anteil von Muslimen, die Christen Gewalt zutrauen, findet sich in Dschibuti (40 Prozent). 26 Prozent der afrikanischen Christen und 32 Prozent der Muslime sagen, dass religiöse Konflikte ein großes Problem in ihrem Land seien. Am stärksten ist diese Einstellung in Ruanda und Nigeria mit jeweils 58 Prozent verbreitet. In Ruanda ereignete sich 1994 ein Völkermord mit mehr als 800.000 Toten. Angehörige der Hutu-Mehrheit ermordeten etwa 75 Prozent der Tutsi-Minderheit sowie gemäßigte Hutu. In Zentralnigeria kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen militanten Muslimen und Christen. In diesem Jahr wurden bei einem Angriff auf christliche Dörfer fast 500 Personen getötet.
Politik an Bibel oder Koran ausrichten
Weit verbreitet unter afrikanischen Christen und Muslimen auch der Wunsch, die politische und gesellschaftliche Ordnung nach der Bibel bzw. dem Koran zu gestalten. 60 Prozent der Christen möchten, dass die Bibel das Rechtssystem bestimmt. Am stärksten ist diese Haltung in Sambia (77 Prozent) sowie in Nigeria und Ghana (jeweils 70 Prozent) vertreten. 63 Prozent der Muslime sind für die landesweite Anwendung des Religionsgesetzes, der Scharia. In Dschibuti sind 82 Prozent dieser Meinung, in der Demokratischen Republik Kongo 74 und in Nigeria 71 Prozent.
Westliche Kultur schadet der Moral
Ob Christen oder Muslime – viele Afrikaner meinen, dass die westliche Kultur – etwa Hollywood-Filme oder Popmusik – der Moral schaden. In Kamerun vertreten 83 Prozent diese Ansicht, in Tansania sind es 80 und in Ghana 74 Prozent. Gleichzeitig mögen aber auch viele Afrikaner westliche Musik und Filme: In Guinea-Bissau schätzen 76, in Botswana 74 und in Kamerun 65 Prozent die westliche Kultur. Das geringste Ansehen hat sie in Dschibuti (49 Prozent), Tansania (34) und Äthiopien (33). (Mehr Informationen im Internet: www.pewforum.org)