27. Januar 2022

Theologie der Aussiedler wird erforscht

Quelle: idea.de

Der Schulleiter des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen.

Bornheim (idea) – Mit der Theologie und der Geschichte von russlanddeutschen Christen will sich das Bibelseminar Bonn (Bornheim bei Bonn) intensiver auseinandersetzen. Dazu wurde das Institut für Theologie und Geschichte gegründet, teilte Schulleiter Heinrich Derksen idea mit.
 

Ziel sei es unter anderem, einen besseren Überblick darüber zu erhalten, welche Glaubensauffassungen die Aussiedler vertreten. „Wir haben zwar eine gelebte Theologie, aber keine formulierte“, sagte Derksen. Seiner Ansicht nach werden die christlichen Aussiedler in der Öffentlichkeit oft falsch dargestellt, da nur jene in den Medien vorkommen, die durch eine strenge Gesetzlichkeit Aufsehen erregen. Neben solchen Gemeinden gebe es aber auch Strömungen, die progressiv, missionarisch und dynamisch Gemeindebau betreiben oder nach dem Vorbild der US-amerikanischen Willow-Creek-Gemeinde (South Barrington bei Chicago) ihre Arbeit ausrichten. Für die Forschungsarbeit stellt die Bibelschule den Theologe Johannes Dyck (Lemgo) an. Der 54-Jährige gehörte von 1981 bis 1989 der Kommission für Geschichte des Bundes der Evangeliumschristen-Baptisten in der Sowjetunion. Er will mit Zeitzeugen und Gemeinden in Kontakt treten, um historische Unterlagen zu sichten und auszuwerten. Zudem wolle man mit ähnlichen Forschungseinrichtungen in Russland und den USA zusammenarbeiten. In Deutschland gibt es rund 450 russlanddeutsch geprägte Gemeinden, von denen die meisten unabhängig sind oder sich zu kleineren Verbünden zusammengeschlossen haben. Die Schätzungen der Gesamtmitgliederzahl schwanken zwischen 70.000 und 120.000. Das Bibelseminar Bonn zählt 140 Studierende im Vollzeitstudium und über 150 Teilzeitstudenten in der Fern-, Abend- und Wochenendschule. Der größte Teil der Studierenden hat einen russlanddeutschen Hintergrund.