26. Januar 2022

Norddeutsche Konfessionslose werden stärker

Quelle: idea.de

Neuer Landesverband: Scharfe Kritik an kirchlichen Schulen.

Hannover (idea) – Konfessionslose in Norddeutschland haben jetzt eine noch stärkere Interessenvertretung. Neben dem Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) ist nun auch der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) mit einem Landesverband in Niedersachsen und Bremen vertreten.
 

In beiden Bundesländern gehört knapp ein Drittel der Bevölkerung keiner Kirche an. Von den 661.000 Einwohnern Bremens sind etwa 44 Prozent evangelisch und 12 Prozent katholisch; in Niedersachsen gehören etwa 50 Prozent aller Bürger einer evangelischen und knapp 18 Prozent der katholischen Kirche an. Der am 28. März in Hannover gegründete IBKA-Landesverband hat bisher rund 80 Mitglieder und will sich nach eigenen Angaben besonders dem Thema Bildung widmen. Wie Landessprecher Hans-Jürgen Rosin (Almstedt bei Hildesheim) idea auf Anfrage sagte, sieht sein Verband Schulbildung grundsätzlich als Aufgabe des Staates an. Privatschulen, gleich welcher weltanschaulichen oder religiösen Ausrichtung, stehe man kritisch gegenüber.

Kirchliche IGS „ganz schlimm“

„Ganz schlimm“ finde er das Bemühen etwa der hannoverschen Landeskirche, Integrierte Gesamtschulen (IGS) anstelle staatlicher Schulen zu betreiben. In einem solchen Fall, wie zum Beispiel in Wunstorf bei Hannover geplant, bleibe den Eltern keine andere Wahl, als ihre Kinder an einer kirchlichen Schule unterrichten zu lassen. Davon betroffen seien etwa auch muslimische türkische Familien. Ferner werde an kirchlichen Einrichtungen Schulgeld erhoben. Er wende sich gegen eine „Auslese nach Portemonnaie oder Weltanschauung“, sagte Rosin.

Keine Kreuze in staatlichen Räumen

Er kritisierte ferner, dass der Ethikunterricht „Werte und Normen“, der in Niedersachsen als Alternative zum Religionsunterricht angeboten wird, oft an den Rand gedrängt werde. Rosin bevorzugt das „Berliner Modell“, wonach Ethikunterricht für alle Schüler ab der siebten Klasse verpflichtend und das Fach Religion ein freiwilliges Zusatzangebot ist. Alle Kinder sollten miteinander lernen, was Ethik bedeute, so Rosin. Er lehnt auch das Aufhängen von Kreuzen in staatlichen Räumen wie in Schulen oder Gerichtssälen ab. Die Trennung von Staat und Kirche gebiete dies, sagte Rosin. Der IBKA sei nicht religionsfeindlich eingestellt und vertrete keine spezifische Weltanschauung. Das unterscheide ihn vom Humanistischen Verband.