28. Mai 2022

Evangelische Kirche begeht erstmals „Tag der verfolgten Christen“

Quelle: idea.de

EKD-Ratsvorsitzende Käßmann: Keine Religionsgruppe wird stärker verfolgt. Foto: Monika Lawrenz lvh

Berlin (idea) – Erstmals begeht die evangelische Kirche im kommenden Jahr einen „Tag der verfolgten Christen“. Er soll in allen 22 Landeskirchen am 28. Februar, dem Kirchensonntag Reminiscere („Gedenket“) stattfinden.
 

Das kündigte die EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischöfin Margot Käßmann (Hannover), am 3. Dezember in Berlin an. Anlass war die Vorstellung des neuen Leitungsgremiums der EKD, des Rats, der Ende Oktober in Ulm gewählt worden war. Käßmann zufolge sind die Christen die weltweit am stärksten verfolgte Religionsgruppe. Es sei beschämend, wie wenig man sich in Deutschland der Freiheit bewusst sei, ungehindert Gottesdienste besuchen zu dürfen. Die EKD setze sich für die weltweite Geltung der Menschenrechte ein; dazu gehöre die Religionsfreiheit. So hätten Muslime hätten in Deutschland das Recht, Moscheen zu errichten. Die EKD bestehe aber auch darauf, dass Christen in muslimischen Ländern Kirchen bauen dürften.

Aufgabe: Den Glauben weitergeben

In ihrer Rede umriss Käßmann die Aufgaben des bis 2015 gewählten Rats der EKD, dem zunächst 14 Personen angehören. Die Wahl des 15. Mitglieds war in Ulm gescheitert; die Nachwahl soll im November 2010 während der EKD-Synode in Hannover stattfinden. Zu den künftigen Schwerpunkten der Ratsarbeit gehören laut Käßmann die Weitergabe des christlichen Glaubens, das Werben um Kirchenmitglieder und die Fortsetzung des kirchlichen Reformprozesses. Wichtig seien auch die ökumenischen Beziehungen, insbesondere zur katholischen Kirche, Fragen von sozialer Gerechtigkeit und fairer Bildungschancen, die Würde in der Pflege und am Lebensende sowie die Situation von Flüchtlingen und Migranten.

Kanzlerin zu Käßmann: Die Kirche auf Trab halten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte beim EKD-Empfang, sie erhoffe sich vom Rat eine gute, herzliche Zusammenarbeit und „manchmal auch Ermutigung“. Der Glaube könne eine Inspiration bei der politischen Arbeit sein. Dies gelte für den christlichen Glauben wie auch für andere Religionen. Zur neuen Ratsvorsitzenden sagte die Kanzlerin: „Sie werden nicht nur die evangelische Kirche auf Trab halten, sondern gleich auch die anderen mit.“ Merkel dankte auch Käßmanns Vorgänger, Bischof i.R. Wolfgang Huber (Berlin), für eine „tolle Zusammenarbeit“.

Fraktionsvorsitzende würdigen EKD-Kontakte

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, sagte, er habe die bisherigen Gespräche mit der EKD genossen und wolle an die gute Zusammenarbeit anknüpfen. FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger erklärte, ihre Partei stelle „die evangelischste aller Fraktionen“. Sie habe sogar einen Pfarrer in ihren Reihen. Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, begrüßte es, dass eine Frau an der Spitze der EKD steht. Teilhabegerechtigkeit gebe es „nicht erst im Himmel“. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), ging auf das Verhältnis zur EKD ein. Trotz „mancher Belastungen“ seien beide „weiterhin gemeinsam auf dem Weg“.